Brüssel (epd). Der russische Angriff auf die Ukraine, die auch als Kornkammer Europas gilt, bedroht die Ernährungssicherheit im Land selbst und anderen Teilen der Welt. Um dem entgegenzuwirken, hat die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel ein Bündel von Maßnahmen vorgelegt. Auch Landwirte in der EU sollen vor dem Hintergrund des Krieges Sonderzahlungen von mindestens einer halben Milliarde Euro erhalten.
Zuallererst müsse sichergestellt werden, dass die Ukrainer genug Nahrung, Treibstoffe und Wasser hätten, erklärte EU-Agrarkomissar Janusz Wojciechowski. „Wir werden ihnen auch dabei helfen, weiterhin Getreide und Ölsaaten zu säen und anzubauen, die sie für sich selbst und für die Welt dringend benötigen, und ihre Ausfuhren zu erleichtern.“
Aus EU-Kreisen hieß es, der Weizen in der Ukraine sei bereits im Boden, aber in den nächsten Wochen müssten eigentlich auch Mais und Sonnenblumen gesät werden. Es fehle jedoch an Saaten, Dünger, Diesel und Arbeitskräften.
Ein Sofortprogramm von 330 Millionen Euro für die Ukraine soll helfen. Wie viel davon allein in die Landwirtschaft und wie viel in andere Sektoren fließt, war zunächst unklar. Die Kommission teilte mit, mit dem Geld sollten grundlegende Güter und Dienstleistungen bezahlt werden, aber auch Energiesicherheit gewährleistet und Infrastruktur wiederaufgebaut werden.
Der Krieg erschwert Zugang zu Nahrungsmitteln über die Ukraine hinaus. Für Nordafrika und den Nahen Osten sind Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit des Grundnahrungsmittels Weizen in Gefahr, schätzt die Kommission. Das gelte auch für Asien und Afrika südlich der Sahara. Preiserhöhungen würden die weltweite Zahl der Unterernährten steigen lassen.
Die EU wolle in den Jahren 2021 bis 2024 mindestens 2,5 Milliarden Euro für Entwicklungs- und humanitäre Hilfe im Ernährungsbereich ausgeben, erklärte die Kommission vor diesem Hintergrund. Auf kurze Sicht solle die humanitäre Hilfe für bestimmte Ländergruppen erhöht werden. Auf internationaler Ebene will sich die EU zudem weiter gegen Exportbeschränkungen und Ausfuhrverbote für Lebensmittel starkmachen.
In der Union selbst geht es eher um die Preise fürs Essen als um drohenden Hunger. „Die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln steht in der EU derzeit nicht auf dem Spiel, da sich der Kontinent bei vielen landwirtschaftlichen Produkten weitgehend selbst versorgt“, erklärte die Kommission. Herausfordernd seien aber beispielsweise höhere Kosten in der Landwirtschaft etwa für Dünger und Energie, die auf die Preise durchschlagen könnten.
Dem will die Kommission mit einer halben Milliarde Euro entgegenwirken, davon gut 60 Millionen Euro für Deutschland. Die EU-Staaten sollen mit dem Geld die Landwirte unterstützen und dürfen es auch aufstocken.