Berlin (epd). In Deutschland und anderen Ländern stößt der Tod des Holocaust-Überlebenden Boris Romantschenko im Ukraine-Krieg auf Trauer und Empörung. Am Dienstag drückte der Bundestag mit einer Schweigeminute seine Anteilnahme aus. Vor dem Beginn der Haushaltsberatungen würdigte Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) den 96-Jährigen, der am Freitag beim Beschuss seines Wohnhauses in Charkiw getötet worden war, mit einer Ansprache. „Jedes einzelne Leben, das genommen wurde, mahnt uns: Alles uns Mögliche zu tun, um diesen grausamen Krieg zu stoppen und den Menschen in der Ukraine zu helfen“, sagte sie.
Sein Tod erinnere daran, dass Deutschland eine besondere historische Verantwortung auch für die Ukraine habe, sagte Göring-Eckardt weiter. Romantschenko hat vier Konzentrationslager überlebt. Er war Vizepräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora.
Auch andere Redner äußerten in der anschließenden Debatte ihre Empörung über den Tod Romantschenkos. Sein Schicksal zeige „den verbrecherischen Charakter der russischen Politik und warum Deutschland solidarisch mit der Ukraine ist“, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe, Alexander Dobrindt, sagte, der Tod Romantschenkos stehe stellvertretend für das Leid und den Terror, die die Menschen in der Ukraine erführen.
„Für Überlebende des Holocaust ist der Tod ihres Leidensgenossen Boris Romantschenko endgültig zum Fanal eines verbrecherischen Krieges geworden, den Putin tagtäglich in die Ukraine trägt“, erklärte der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner. „Der Krieg tritt die Erinnerungen und das Lebenswerk der Überlebenden mit Füßen“, fügte er hinzu. Die Holocaust-Überlebende Eva Fahidi beklagte den Angaben zufolge in Budapest: „Alles, wofür wir nach unserer Befreiung aus Auschwitz, Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen gelebt haben, wofür wir aufgestanden sind, all dies entehrt und missachtet Putin mit seinen Generälen.“