Kinderärzte: Infektionsschutzgesetz ignoriert ganze Generation

Kinderärzte: Infektionsschutzgesetz ignoriert ganze Generation

Hannover (epd). Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin hat scharfe Kritik am neuen Infektionsschutzgesetz des Bundes geübt. Die Belange von Kindern und Jugendlichen seien in dem neuen Gesetz schlicht vergessen worden, sagte Generalsekretär Burkhard Rodeck dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Freitag/Online): „Das ist eine politische Ignoranz einer ganzen Generation.“

Das Gesetz war am Freitag von Bundestag und Bundesrat beschlossen worden. Darin seien für den Status eines vollständigen Impfschutzes drei Impfungen oder zwei Impfungen und ein positiver Antikörpertest festgelegt worden, kritisierte Rodeck. „Dabei wird völlig vergessen, dass wir für kleine Kinder gar keinen Impfstoff haben.“ Kinder zwischen fünf und elf Jahren könnten zwar geimpft werden, aber nach den Vorgaben der Ständigen Impfkommission (Stiko) würden sie schon nach zwei Dosen als vollständig geimpft eingestuft.

Er unterstelle der Ampelkoalition zwar keine Absicht, sagte der Geschäftsführer. Aber die Perspektive der Kinder und Jugendlichen werde einfach nicht gesehen. „Das ist eine Gruppe, die keine Lobby hat.“ Nötig seien Ausnahmeregelungen, die für Kinder und für die 12- bis 17-Jährigen gültig seien, forderte Rodeck. Für Kinder seien die gesellschaftlichen Folgen von Corona entscheidender als die eigentliche Krankheit Covid-19. „Das sehen wir unter anderem an einer Zunahme an Angststörungen, Depressionen und Suizidversuchen.“

Bundestag und Bundesrat hatten am Freitag dem Infektionsschutzgesetz der Ampel-Koalition zugestimmt. Die bisherigen Corona-Maßnahmen werden damit durch einen Basisschutz mit deutlich weniger Vorschriften abgelöst. Die Länder können aber für sogenannte Hotspots strengere Regeln beschließen.