Göttingen (epd). In der Debatte um Alternativen zum Import von Gas aus Russland warnen Menschenrechtler vor einer erneuten Energieabhängigkeit von einem „brutalen Regime“. Die Gesellschaft für bedrohte Völker übte am Donnerstag in Göttingen insbesondere Kritik an der Absicht der Bundesregierung, angesichts des Krieges gegen die Ukraine vermehrt Flüssiggas aus Katar zu beziehen. In dem Versuch, sich von einem „brutalen Diktator wie Putin“ zu lösen, werfe sich die Bundesregierung gleich dem nächsten Unrechtsregime an den Hals, erklärte die Organisation.
„Die Menschenrechtsbilanz Katars ist katastrophal“, sagte der Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido. Katar finanziere über seine Energie-Exporte gefährliche islamistische Gruppierungen, die schon jetzt an vielen Konflikten beteiligt seien und überall auf der Welt religiöse Minderheiten terrorisierten. Sido war selbst kürzlich in Katar, um Gespräche mit Gastarbeitern und Angehörigen religiöser Minderheiten zu führen.
Das kleine Golf-Emirat bezieht den Menschenrechtlern zufolge seinen immensen Reichtum aus Rohstoff-Exporten. Damit finanziere es den extravaganten Lebensstil einer winzigen Elite sowie sunnitisch-islamistische Gewalt. „Wenn Deutschland in großem Stil katarisches Flüssiggas kauft, trägt die Bundesrepublik zur Finanzierung von Organisationen wie Al-Kaida und anderen radikalen Islamisten bei“, betonte Sido. Es sei nicht ausgeschlossen, dass auch Gelder an den sogenannten Islamischen Staat gingen. Ferner operiere die Internationale Muslimbruderschaft von Katar aus.
In Katar selbst würden zudem Millionen von Gastarbeitern ausgebeutet. Frauen stünden unter männlicher Vormundschaft.