Berlin, Aachen (epd). Die Bedrohung der Frauenrechte in Afghanistan steht nach den Worten der Menschenrechtsbeauftragten Luise Amtsberg weiterhin im Fokus der Bundespolitik. Trotz der Herausforderungen durch den Krieg in der Ukraine bleibe der Einsatz für Frauen und Kinder in Afghanistan ein zentrales Anliegen der Bundesregierung, sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstagabend bei einer Online-Veranstaltung des Hilfswerks Misereor und des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB). Ziel sei es, Frauenrechtsorganisationen vor Ort auch weiterhin finanziell zu unterstützen.
Allerdings stehe die humanitäre Hilfe wegen der Sanktionen gegen das Taliban-Regime vor großen Schwierigkeiten, räumte Amtsberg bei der Diskussion unter dem Titel „Umkämpft und bedroht. Frauenrechte in Afghanistan“ ein. Ein Problem sei, ohne funktionierendes Bankensystem Geld für humanitäre Zwecke ins Land zu bringen. Das Einfrieren der Auslandsvermögen der afghanischen Zentralbank nach der Machtübernahme der Taliban hatte zum Zusammenbruch des dortigen Bankensystems geführt.
Letztlich seien Gespräche mit den Taliban notwendig, sagte die Menschenrechtsbeauftragte. Die politische Herausforderung bestehe darin, Zugänge zu schaffen, ohne aber die Taliban als legitime Kraft anzuerkennen. Eine Möglichkeit seien an Bedingungen geknüpfte Hilfen. So sei die Finanzierung von Lehrpersonal denkbar, wenn die Taliban im Gegenzug die Schulen für Mädchen offenhielten.
Die afghanische Aktivistin und Autorin Nahid Shahalimi sprach sich für Verhandlungen mit den Taliban aus. „Wir müssen Kompromisse eingehen, wenn nicht alles noch schlimmer werden soll.“ Allerdings müssten an den Gesprächen auch Afghaninnen beteiligt werden, forderte Shahalimi.
Frauen müssten dringend in Gespräche über die Zukunft des Landes einbezogen werden, betonte auch KDFB-Präsidentin Maria Flachsbarth. „Frauen sind diejenigen, die maßgeblich an der Zukunftsfähigkeit von Gesellschaft mitarbeiten.“ Mögliche Friedensverhandlungen könnten nur dann eine tragfähige Lösung bringen, wenn Frauen mitredeten.