Vierzehnheiligen (epd). Die katholischen deutschen Bischöfe stehen uneingeschränkt an der Seite der Ukrainer. „Die deutschen Bischöfe verurteilen das Vorgehen der Russischen Föderation ohne Wenn und Aber. Wir stehen an der Seite der ukrainischen Nation, die das Recht der Selbstverteidigung besitzt, das im Völkerrecht kodifiziert ist, aber auch von der kirchlichen Friedenslehre für den Fall eines Angriffs bejaht wird“, sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bertram Meier, am Mittwoch während der Frühjahrsvollversammlung im oberfränkischen Vierzehnheiligen. „Russland hat einen Krieg gegen seinen Nachbarn, die Ukraine, vom Zaun gebrochen“, betonte der Augsburger Bischof und kündigte eine Erklärung der Bischofskonferenz zum Abschluss der Vollversammlung am Donnerstag an.
Meier forderte zugleich alle christlichen Kirchenverantwortlichen in Russland und der Ukraine auf, sich uneingeschränkt für den Frieden einzusetzen. Die Mehrzahl der Menschen in der Ukraine und in Russland bekenne sich zum christlichen Glauben, die meisten zur orthodoxen Konfession. „Gerade angesichts des Krieges ist es von herausragender Bedeutung, dass alle Kirchen einmütig das Evangelium Jesu Christi bezeugen“, forderte Meier. „Es wäre verheerend, wenn am Ende nationale Zugehörigkeiten und politische Loyalitäten ein größeres Gewicht erlangten als die Botschaft, die dem Christentum geschenkt und aufgetragen ist“, sagte er auch mit Blick auf den russisch-orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill.
Der ukrainische griechisch-katholische Bischof Bohdan Dzyurakh sagte, dass die ukrainischen Pfarrgemeinden in Deutschland zu Anlaufstellen geworden seien. Ukrainische Flüchtlinge würden die Adressen oft als Erstes im Internet finden und dort um Hilfe bitten. Vom ersten Tag an seien die Gemeinden auch zu Zentren geworden, in denen humanitäre Hilfsgüter gesammelt und in die Ukraine transportiert werde. Bischof Bohdan schilderte, dass allein aus der Pfarrei Maria Schutz in München, der Kathedralpfarrei, seit 28. Februar täglich etwa sieben Minibusse und sechs Lkw mit Tonnen von Hilfsgütern wie Lebensmittel und Kleidung in die Ukraine geschickt würden.
Die humanitäre Lage in den ukrainischen Städten ist nach Ansicht des Weltkongresses der Ukrainer verheerend. Es gebe einen Lebensmittelnotstand in den größeren Städten, die derzeit vor allem unter Beschuss stünden, sagte der Leiter des Büros für die Koordinierung humanitärer Initiativen des Weltkongresses der Ukrainer, Andrij Waskowycz. Das liege nicht daran, dass es keine Lebensmittel gebe, sondern daran, dass Lebensmittellieferungen vielerorts zu gefährlich seien.
Der Weltkongress der Ukrainer habe sich bereits vor der Invasion der russischen Armee in die Ukraine auf die schwierige Versorgungslage vorbereitet. Es gebe ein Netzwerk von Versorgungsstationen. Dafür arbeite man mit Hilfswerken zusammen, wie etwa der Caritas Ukraine oder dem katholischen Osteuropa-Hilfswerk Renovabis, teilte Waskowycz mit, der von 2001 bis 2021 Präsident der Caritas Ukraine war. Es gebe derzeit dennoch die Möglichkeit, Hilfsgüter in die derzeit belagerten ostukrainischen Städte Mariupol und Charkiw zu transportieren.