Sachsenhausen-Prozess gegen früheren KZ-Wachmann wird fortgesetzt

Sachsenhausen-Prozess gegen früheren KZ-Wachmann wird fortgesetzt

Brandenburg an der Havel (epd). Der NS-Prozess gegen einen früheren Wachmann des KZ Sachsenhausen soll am Donnerstag und Freitag in Brandenburg an der Havel fortgesetzt werden. Am Donnerstag soll nach Gerichtsangaben ein Nebenkläger aus Israel als Zeuge per Videovernehmung angehört werden. Am Freitag sind Videovernehmungen eines Nebenklägers und einer Nebenklägerin aus Frankreich geplant. Außerdem werden Aussagen eines psychiatrischen Sachverständigen zum Thema Erinnerung und Verdrängung erwartet.

Der 101-jährige Angeklagte Josef S. bestreitet bislang, SS-Wachmann in Sachsenhausen gewesen zu sein. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Beihilfe zum Mord in mindestens 3.518 Fällen vor. (AZ: 11 Ks 4/21)

In der kommenden Woche werden unter anderem weitere Erläuterungen des historischen Sachverständigen Stefan Hördler erwartet. An dem Verfahren sind auch 16 Nebenkläger beteiligt, darunter zehn Überlebende des Konzentrationslagers. Der Prozess hat Anfang Oktober begonnen. Bislang sind Verhandlungstage bis Ende April geplant.

Im KZ Sachsenhausen waren zwischen 1936 und 1945 mehr als 200.000 Menschen inhaftiert. Zehntausende wurden ermordet oder kamen auf andere Weise ums Leben. Den Ermittlungen zufolge hat Josef S. in der Zeit zwischen dem 23. Oktober 1941 und dem 18. Februar 1945 dort als Wachmann gearbeitet.

Im Zuge der Ermittlungen wurden unter anderem Dokumente aus der Gedenkstätte Sachsenhausen, dem Bundesarchiv in Berlin und der Stasi-Unterlagenbehörde ausgewertet vernommen. Der in Litauen geborene Angeklagte hat nach dem Zweiten Weltkrieg und nach russischer Kriegsgefangenschaft in der DDR gelebt.