Berlin (epd). Die deutsche Gesellschaft wird die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine nach Überzeugung des Sozialethikers Peter Dabrock besser bewältigen als die Fluchtbewegung 2015. „Wir sind besser gewappnet, weil wir diese Erfahrung gemacht haben“, sagte der Erlanger Theologieprofessor dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die damalige Grundbotschaft, dass man bereit sei, Menschen in Notsituationen zu helfen, habe Früchte getragen.
„Die Willkommenskultur ist nicht komplett gescheitert, wie manche behaupten“, sagte der frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrats. Zunehmend verfestige sich in der Gesellschaft die Ansicht, dass eine plurale, multi-ethnische und multi-religiöse Gesellschaft etwas Gutes sei.
Gleichzeitig habe die Gesellschaft durch die große Fluchtbewegung aus Syrien auch gelernt, dass Solidarität nicht unendlich sei. „Sie wird auch diesmal ihre Grenzen haben“, sagte er. Dies könne dabei helfen, in der Krise gut und nachhaltig zu agieren. „Das Potenzial dazu haben wir“, sagte Dabrock.
Ohne den Willen der Zivilgesellschaft, den Flüchtlingen zu helfen, sei die Herausforderung nicht zu bewältigen, sagte Dabrock: „Solidarität kann man nicht von oben verordnen, aber man kann sie im demokratischen Gemeinwesen durch gemeinsam debattierte und beschlossene Anreize stärken.“