Reforminitiativen fordern Systemwechsel in der katholischen Kirche

Reforminitiativen fordern Systemwechsel in der katholischen Kirche

Köln (epd). Rund 300 Menschen sind am Mittwoch einem Aufruf der Reforminitiative „Maria 2.0“ gefolgt und haben vor dem Kölner Dom gegen Missbrauch und Vertuschung in der katholischen Kirche demonstriert. Es gehe um einen „Systemwechsel in der Kirche“, sagte Mitorganisatorin Marianne Arndt, katholische Gemeindereferentin in Köln-Höhenberg und Vingst. „Wir glauben Euch nicht mehr“, rief sie und forderte eine „offene ehrliche Kirche ohne Machtmissbrauch“. Als die Nachricht vom Rücktrittsgesuch des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki die Runde machte, brandeten Beifall und Jubel auf. Woelki steht wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen in der Kritik.

Maria Mesrian von „Maria 2.0“ warnte jedoch von einer Fixierung auf eine Person: „Wir müssen auch an die Strippenzieher und Machthungrigen im Gefolge des Kardinals denken.“ Sie sprach von einer kleinen klerikalen Machtelite, die den Glauben verrate. „Die geben mehr Geld aus für Kommunikationsberater als für die Opfer sexueller Gewalt. Diesen Herren ist der Schutz der Institution wichtiger als der Schutz der Opfer.“

Karl Kau von der Initiative „Katholischer Klartext“ aus Bremen, sagte, er habe Strafanzeige gegen Woelki, den Hamburger Erzbischof Stefan Heße, Weihbischof Dominikus Schwaderlapp und den Ex-Offizial Günter Assenmacher gestellt. „Die Herren wussten als Vorgesetzte seit Jahrzehnten von der sexualisierten Gewalt im Erzbistum und haben die Taten vertuscht. Dafür müssen sie zur Verantwortung gezogen werden.“

Rotraut Röver-Barth, Vorsitzende des Kölner Diözesanverbandes des Katholischen Deutschen Frauenbundes, sagte, sie erwarte vom Kardinal „Taten und Umgangsformen, die unseren Glauben respektieren“. In Zukunft solle die Macht in der Kirche „geteilt, begrenzt und kontrolliert“ sein. Es reiche nicht, dass einige wenige Frauen als Domschweizerinnen ihren Dienst leisteten. „Ich möchte das Domkapitel um zwölf Frauen erweitern, die von den Gemeinden und Verbänden gewählt werden.“

Kardinal Woelki war wegen seines Umgangs mit der Aufklärung von Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln seit Oktober beurlaubt gewesen. Am Mittwoch kehrte er ins Amt zurück. Über sein am selben Tag bekannt gewordenes Rücktrittsangebot will Papst Franziskus „zu gegebener Zeit“ entscheiden.