Studie: Klima-Sanierungen kosten bis zu 150 Milliarden Euro pro Jahr

Studie: Klima-Sanierungen kosten bis zu 150 Milliarden Euro pro Jahr

Berlin (epd). Das Ziel der Bundesregierung, bis 2045 einen klimaneutralen Wohnungsbestand zu schaffen, kann einer Studie zufolge nur durch zusätzliche Steueranreize und neue Förderprogramme erreicht werden. Das Bündnis Wohnungsbau, das die Untersuchung in Auftrag gab, empfahl am Donnerstag in Berlin einen Mix aus mehr Neubauten und deutlich mehr Umbauten bestehender Gebäude, um diese „Herkulesaufgabe für ein neues Wohnen“ zu meistern. Immobilien- und Bauexperten betonten, künftig deutlich mehr Wohnungen zu schaffen, werde nicht leichter. Die Vorgaben des Klimaschutzes, steigende Baupreise und auch fehlende Fachkräfte stellten hohe Hürden dar.

Die Studie „Wohnungsbau - die Zukunft des Bestandes“ wurde erstellt von der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (Arge). Sie zeige „einen Weg auf, wie es gelingen kann, einen klimaneutralen Wohnungsbestand bis 2045 zu realisieren, der die Bürger nicht überfordert“, hieß es beim 13. Wohnungsbau-Tag. Die ambitionierten Ziele, etwa 400.000 Wohnungen in diesem und in den kommenden drei Jahren neu zu schaffen, seien aber nur zu erreichen, wenn Bund, Länder und Kommunen deutlich mehr Geld für zur Unterstützung von Bauvorhaben und gezielt für langfristige Förderungen „über eine einzelne Legislaturperiode hinaus“ in die Hand nähmen.

Die Untersuchung wolle einen Fahrplan für die Sanierungen bereitstellen, hieß es. Wie groß die Herausforderungen für Immobilienfirmen, Genossenschaften oder Privateigner sind, zeigt die Zahl von knapp 19,3 Millionen Wohngebäuden, die bundesweit energetisch saniert werden müssen. Rein rechnerisch sollte den Forschern zufolge künftig jeder 55. Altbau pro Jahr komplett modernisiert werden. Bislang ist es nur jedes hundertste Wohnhaus. „Damit würde die jährliche Sanierungsrate von derzeit einem auf dann 1,8 Prozent steigen“, hieß es.

Dafür sind immense Geldbeträge nötig, von denen auch ein erheblicher Anteil auf die öffentliche Hand zukommt: Allein der Klimaschutz bei Altbauten kostet der Studie zufolge bis zum Jahr 2045 bis zu 150 Milliarden Euro pro Jahr, was in 23 Jahren 3,6 Billionen Euro ergibt.

„Aus der vorhandenen Gebäudesubstanz kann erstaunlich viel herausgeholt werden. Das Potenzial, das der Umbau bestehender Gebäude bietet, liegt bei über 4,3 Millionen neuen Wohnungen“, sagte Arge-Institutsleiter Dietmar Walberg. Der Vorteil der Umbau-Offensive liege darin, dass eine hohe Anzahl neuer Wohnungen geschaffen würde, ohne dafür nur einen einzigen Quadratmeter Bauland zusätzlich zu benötigen. Allein durch Umbauten von Büros könnten rund 1,9 Millionen neue Wohnungen entstehen, so der Fachmann. Er betonte, es sei nicht sinnvoll, nur die maximalen Standards beim Wärmeschutz und der Energieeffizienz anzupeilen. Unter dem Strich sei es für die CO2-Bilanz wichtiger, mehr Gebäude grundlegend zu sanieren, wenn auch nur auf niedrigeren Standards.

Die Autoren der Studie unterbreiteten der Politik fünf konkrete Vorschläge, wie das künftige Bauen klimagerecht und zugleich für Mieter bezahlbar bleiben kann. Genannt wurden etwa mehr staatliche Finanzanreize für Neu- und Umbauten, langfristig verlässliche Förderkonditionen, mehr Umbauten von Büro- und Fabrikgebäuden und die Ausweitung des sozialen Wohnungsbaus. Im Bündnis Wohnungsbau sind unter anderem der Mieterbund, die IG Bau und der Zentralverband Deutsches Baugewerbe zusammengeschlossen.