Potsdam (epd). Der Wiederaufbau des Potsdamer Garnisonkirchturms kann offenbar ohne weitere Mittel des Bundes nicht fortgesetzt werden. Nach der Kritik des Bundesrechnungshofs an der Finanzierung des Projektes hatte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) angekündigt, die Bewilligung weiterer 4,5 Millionen Euro Fördermittel umfassend zu prüfen. Diese 4,5 Millionen seien dringend erforderlich, sagte der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Garnisonkirche, Wolfgang Huber, den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ (Dienstag).
Es gebe keinen „Plan B“ dafür, was passiert, wenn dieses Geld nicht komme. „Wir brauchen die 4,5 Millionen Euro dringend. Sie sind elementar und der Fortgang der Arbeiten hängt davon ganz maßgeblich ab“, sagte der Berliner Altbischof: „Ich hoffe und baue darauf, dass es da kein Wanken gibt.“ Die Signale von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) seien aber, dass die Notwendigkeit anerkannt werde und die Mittel auch in dieser Höhe im Haushalt bereitstünden.
Huber räumte ein, dass die Stiftung mit mehr Spenden für das Projekt gerechnet habe. „Wir waren, so sage ich ganz freimütig, angesichts der Kontroverse um diesen Ort zu optimistisch in den Erwartungen, die wir in die Spendenbereitschaft gesetzt haben.“ Den Vorwurf einer Intransparenz der Stiftung weist er zurück: „Im Blick auf die öffentlichen Mittel haben wir alle Transparenz, die es irgend geben kann, unter Beweis gestellt.“
Der Bundesrechnungshof kritisiert in seinem Bericht, dass die Finanzen der Stiftung von BKM-Seite nicht ausreichend geprüft worden seien und die Bundesförderung eine rechtlich unzulässige Anschubfinanzierung sei. Der Bund hat für den auf rund 44 Millionen Euro veranschlagten Wiederaufbau des Kirchturms bislang mehr als 24 Millionen Euro zugesagt. Einer der Großspender ist TV-Moderator Günther Jauch mit 1,5 Millionen Euro. 5,5 Millionen Euro stellt die evangelische Kirche zur Verfügung.
Es gebe, so wie er diesen Bericht lese, keine Stelle, an der die Trägerstiftung eine Frage der BKM offengelassen habe, die ihr gegebenenfalls gestellt wurde, sagte der Altbischof. „Was da als Intransparenz bezeichnet wird, ist nach meiner Auffassung die Unklarheit zwischen den Hoffnungen, die wir auf Spenden gesetzt haben, und der Realität, die sich eingestellt hat.“
Er widerspreche auch nicht der Kritik, dass der Bund immer neue Steuermillionen für das Projekt geben musste: „Aber ich kann nur wiederholen, dass es unsere feste Überzeugung war, dass die Spendenmittel mit dem Aufwachsen des Turms zunehmen werden. Aber wir haben zu einem Zeitpunkt, an dem wir die Spendengelder noch nicht hatten, niemandem versprochen, dass wir sie haben werden. Die BKM hat das auch so gesehen.“
Der neue Garnisonkirchturm in Potsdam wird seit 2017 gebaut. Die evangelische Kirche will ihn für historische Aufklärung, Friedens- und Versöhnungsarbeit nutzen. Das Bauprojekt ist vor allem wegen der Geschichte der früheren preußischen Militärkirche umstritten. Die Garnisonkirche gilt als Ort und Symbol antidemokratischer Kräfte. Hitler hielt dort 1933 bei der Inszenierung der Eröffnung des Reichstags eine Rede. Die Kirche wurde 1945 weitgehend zerstört und 1968 von der DDR abgerissen.