Dresden (epd). In Dresden ist am Sonntag mit mehreren Veranstaltungen an die Zerstörung der Stadt vor 77 Jahren erinnert worden. Der Kriegsgedenktag wurde auch in diesem Jahr von einem Aufmarsch von Rechtsextremisten überschattet. Beobachtern zufolge versammelten sich am Sonntagmittag zwischen 700 und 800 Personen der rechtsextremen Szene und zogen in die Innenstadt. Hunderte Gegendemonstranten unter anderem aus der linken Szene kamen an mehreren Orten entlang der Demonstrationsroute zusammen.
Zum Teil gelang ihnen Protest in Hör- und Sichtweite. Auch Sitzblockaden wurden versucht. Die Polizei löste sie jedoch auf. Mit einem Großaufgebot trennte sie die beiden Lager großräumig voneinander. Bis zum Mittag seien die Demonstrationen „ruhig und friedlich“ verlaufen, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Dresden dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zu den Teilnehmerzahlen wurden keine konkreten Angaben gemacht, es seien auf „beiden Seiten mehrere hundert Teilnehmende“, hieß es.
Laut Augenzeugenberichten trugen Rechtsextremisten bei dem Aufzug durch Dresden ein Banner mit der Aufschrift „Bombenholocaust“. Nach Einschätzung durch die zuständige Staatsanwaltschaft bestehe aber keine „strafrechtliche Relevanz“, twitterte die sächsische Polizei.
Am Sonntagabend sollte in der Dresdner Innenstadt mit einer Menschenkette der Zerstörung der Stadt vor 77 Jahren gedacht werden. Rund 3.000 Teilnehmende wurden dazu erwartet. Der diesjährige Gedenktag stand unter der Überschrift „Erinnern für eine Zukunft des friedlichen Miteinanders in Vielfalt“. Unter anderem fand auch ein „Mahngang Täterspuren“ zu NS-Unrechtsorten statt.
Am 13. Februar 1945 wurde das historische Dresden bei einem Bombenangriff der Alliierten weitgehend zerstört. Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge starben rund 25.000 Menschen. Jährlich am 13. Februar erinnert die Stadt an die Ereignisse im Zweiten Weltkrieg und gedenkt der Millionen Opfer des Nationalsozialismus. Seit Jahren instrumentalisiert die rechte Szene den Gedenktag für ihre Zwecke.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) rief dazu auf, den Jahrestag der Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg als Tag für Versöhnung zu begehen. „Besinnen wir uns darauf, dass wir in der Vergangenheit immer wieder Trennendes überwunden haben“, sagte Bas am Sonntag bei der Eröffnung der Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten in Berlin.
Der Gedenktag hatte am Vormittag mit einer Veranstaltung auf dem Dresdner Nordfriedhof und einem Gottesdienst in der Frauenkirche begonnen. Frauenkirchenpfarrer Markus Engelhardt betonte in seiner Predigt die Bedeutung von Bildung: „Was wir brauchen, ist mehr denn je solides Wissen über die Vergangenheit“, sagte der evangelische Theologe. Das sei wichtig, um einem Missbrauch von Geschichte sowie Ausländerfeindlichkeit entgegenzutreten.
Zugleich erinnerte Dresdens Kreuzkirchenpfarrer Holger Milkau in dem Gottesdienst an das erste stille Gedenken von Jugendlichen am 13. Februar 1982 an der damaligen Ruine der Frauenkirche. Nach einem Friedensforum in der Kreuzkirche mit mehr als 5.000 Teilnehmenden waren vor 40 Jahren mehrere hundert junge Menschen mit Kerzen zur Frauenkirchenruine gezogen, um ein Zeichen des Friedens zu setzen.