Trier (epd). Der Trierer Bischof Stefan Ackermann hat die ehemaligen Schüler des Bischöflichen Internats Albertinum in Gerolstein, die dort über Jahre sexualisierter, physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt waren, um Entschuldigung gebeten. „Ich bitte Sie in meiner Verantwortung als der amtierende Bischof von Trier ausdrücklich um Verzeihung für das, was Ihnen an Schmerz in einer Institution des Bistums zugefügt worden ist“, heißt es in einer am Samstag veröffentlichen Stellungnahme Ackermanns.
Es beschäme ihn, dass Kindern und Jugendlichen Gewalt widerfahren sei in einer katholischen Einrichtung, „die dazu gedacht war, Kindern und Jugendlichen einen Ort zu bieten, der sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und ihnen gute Chancen für ihre Zukunft öffnen sollte“, so Ackermann. Stattdessen hätten sie das Gegenteil erlebt: Ausgeliefertsein, Ohnmacht und Einsamkeit.
Die Leiterinnen des Projekts zur Aufarbeitung von sexualisierter, physischer und psychischer Gewalt im Internat Albertinum hatten am Freitagabend ihren knapp 140 Seiten umfassenden Abschlussbericht vorgelegt. Darin haben die Kölner Rechtsanwältin und Mediatorin Bettina Janssen und Erziehungswissenschaftlerin Claudia Bundschuh zusammengefasst, was ihnen ehemalige Schüler berichtet haben. 54 haben sich den Angaben zufolge bei ihnen gemeldet. Der Bericht bezieht sich auf die Zeit zwischen 1946 bis zur Schließung des Hauses 1983.
Für viele Schüler war demnach Gewalt im Schulalltag an der Tagesordnung, ausgeübt von den drei Direktoren Karl Pfeiffer, Georg Jutz und Erwin Puhl, aber auch von Mitarbeitern. Die Betroffenen litten bis heute unter ihren traumatischen Kindheitserlebnissen, hieß es. Bei der Misshandlung der Kinder handelte es sich vor allem um körperliche Gewalt. „Von allen drei Leitern des Internats, die Priester waren, sowie einem weltlichen Mitarbeiter, wurde auch sexualisierte Gewalt verübt“, erklärte Bundschuh.
Eine Ursache, dass die Gewalttaten über Jahrzehnte möglich waren, sieht sie in dem „klassischen geschlossenen System“ des Internats. Manchen Schülern sei schlicht nicht geglaubt worden, wenn sie zu Hause von Schlägen berichtet hätten. Auch vom Bistum Trier hätten sie keine Hilfe erhalten.
Bischof Ackermann erklärte, es habe an wirksamer Aufsicht seitens des Bistums und an notwendigem Engagement für das Haus gefehlt. Zu Forderungen nach einer materiellen Anerkennung der erlittenen Gewalt sagte der Bischof, er wolle mit den Betroffenen ins Gespräch kommen, „um darüber nachzudenken, wie eine angemessene Lösung diesbezüglich aussehen könnte“.