Frankfurt a.M., Managua (epd). Mehrere wegen Verschwörung verurteilte Oppositionelle in Nicaragua müssen lange Haftstrafen verbüßen. Die profilierte Kritikerin von Präsident Daniel Ortega und frühere Guerillakämpferin Dora María Téllez müsse für acht Jahre im Gefängnis bleiben, erklärte das Nicaraguanische Zentrum für Menschenrechte (Cenidh) am Donnerstag (Ortszeit). Der Studentenführer Lesther Alemán bekam eine Strafe von 13 Jahren. Zwei weitere Aktivisten, Yaser Mahumar Vado und Yader Parajón, verurteilten die Richter zu 13 beziehungsweise 10 Jahren Haft. Das Cenidh forderte die umgehende Haftentlassung aller politischer Gefangener.
Ortega geht seit Jahren brutal gegen Kritiker und Kritikerinnen vor. Vor der Wahl im November ließ er insgesamt 46 Oppositionelle und Anwärter auf die Präsidentschaft festnehmen, darunter Studenten, Journalisten, Unternehmer sowie ehemalige Minister, Diplomaten und Guerilleros, die gemeinsam mit Ortega in der Sandinistischen Befreiungsfront (FSLN) in den 70er Jahren gegen Diktator Anastasio Somoza gekämpft hatten. Seit einigen Tagen erfolgen die Prozesse gegen sie. Am Dienstag wurden der Journalist Miguel Mendoza und der ehemalige Außenminister Francisco Aguirre Sacasa schuldig gesprochen. Am Mittwoch erhielt der Journalist und Präsidentschaftskandidat Miguel Mora eine Haftstrafe von 13 Jahren.
Die Historikerin Téllez, die zu den bekanntesten ehemaligen Weggefährtinnen des Präsidenten gehört und die reformsandinistische Partei Unamos mitgründete, wurde ebenso wie Studentenaktivist Alemán vergangene Woche für schuldig befunden. Beide waren im Juni verhaftet worden. Der 26-Jährige Vado ist bei Unamos aktiv und wurde laut Cenidh am Tag vor den Wahlen verhaftet. Der Psychologiestudent Parajón setzte sich gegen Ortega ein, seit der Menschenrechtsorganisation zufolge sein älterer Bruder 2018 von Sicherheitskräften erschossen wurde. Er wurde im September an der Grenze zu Honduras festgenommen, als er das Land verlassen wollte.