Berlin (epd). Die Stiftung Topographie des Terrors in Berlin hat wegen der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr fast zwei Drittel weniger Besucherinnen und Besucher gezählt als vor der Pandemie. Zugleich habe sich die Reichweite von Veranstaltungen der Stiftung durch neue Formate wie Livestreams und digitale Angebote signifikant erhöht, sagte Stiftungsdirektorin Andrea Riedle am Donnerstag in Berlin.
So sei beispielsweise eine Veranstaltung der Stiftung im Januar 2022 mit dem Historiker Götz Aly und der Politikwissenschaftlerin Susanne Heim von 175 Menschen im Livestream verfolgt worden. Weitere 40 bis 50 Zuhörer seien vor Ort gewesen. Im Nachhinein habe es zudem fast 4.300 Zugriffe auf die Veranstaltung gegeben. „Auch bei anderen von uns ins Netz gestellten Vorträgen bewegen wir uns oft im drei- oder vierstelligen Zugriffsbereich“, sagte Riedle. Gestreamt würden die Veranstaltungen auf der Webseite der Stiftung und auf Youtube.
Zum Angebot gehörten auch 90-minütige Onlineführungen und 180-minütige Online-Seminare. Diese Angebote würden unter anderem von Hochschulen genutzt.
Das Dokumentationszentrum am historischen Standort von SS-Reichsführung und Reichssicherheitshauptamt gehört in normalen Zeiten zu den Publikumsmagneten in der Hauptstadt. 2019 waren noch knapp 1,3 Millionen Besucherinnen und Besucher gezählt worden, 2021 waren es 537.000, sagte Riedle. Im ersten Pandemiejahr 2020 waren es 417.000. Das Dokumentationszentrum hatte wegen des Lockdowns 2021 dreieinhalb Monate geschlossen. Es widmet sich vor allem den Tätern in der NS-Zeit und informiert über Ideologie und Organisation der Verbrechen.
Von Mai bis September zeigt die Stiftung unter anderem die Sonderausstellung „Albert Speer in der Bundesrepublik. Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit“. Die mit Unterstützung des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin erarbeitete Wanderausstellung des Nürnberger Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände untersucht die Legende um Hitlers Star-Architekten Albert Speer (1905-1981) und damit auch den Umgang der Deutschen mit ihrer eigenen Vergangenheit.
Speer war in der NS-Zeit als erster Architekt des Reiches verantwortlich für Großprojekte wie das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg und die Umgestaltung Berlins und zählte zu Hitlers engsten Vertrauten. Später behauptete er, er habe von den NS-Verbrechen nichts gewusst.
„Als Täterort beschäftigten wir uns mit den Hauptverantwortlichen des NS-Regimes“, sagte Topographie-Direktorin Riedle. Phänomene wie bei Speer seien auch heute zu beobachten: „Man behauptet, man ist nicht rechtsextrem, äußert sich aber so. Diese Mechanismen wollen wir dekonstruieren.“ Deshalb soll sich eine weitere Veranstaltungsreihe dem historischen und aktuellen Rechtsextremismus widmen.
Das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide plant eine Ausstellung über französische Kriegsgefangene in Berlin-Lichterfelde. Für den 23. und 24. Mai werde zudem eine internationale Tagung zur „Archäologie der Lager“ vorbereitet, sagte Leiterin Christine Glauning. Dazu gibt es laut Glauning weitere Bildungsangebote vor Ort und digital wie eine deutsch-französische Jugendbegegnung.