Berlin (epd). Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), hat die Praxis der Bundeswehr kritisiert, minderjährige Rekruten einzustellen. Die UN-Kinderrechtskonvention setze ein Mindestalter von 18 Jahren für den Dienst in den Streitkräften fest, sagte Högl der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag). „Es ist daher sehr kritisch zu sehen, dass die Bundeswehr weiterhin Minderjährige einstellt.“
Zwar sei die Einstellung an die Zustimmung der Eltern und eine strenge Dienstaufsicht gebunden. Högl forderte dennoch, die Bundeswehr sollte ihre Einstellungspraxis überdenken. Zumindest sollten die Ausbildung und der Dienst an der Waffe erst mit dem Erreichen der Volljährigkeit beginnen. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien heißt es: „Ausbildung und Dienst an der Waffe bleiben volljährigen Soldatinnen und Soldaten vorbehalten.“
Auch das Bündnis „Unter 18 nie! Keine Minderjährigen bei der Bundeswehr“ forderte die Bundesregierung auf, das Mindestalter auf 18 Jahre anzuheben. Deutschland sollte sich wie 150 Staaten weltweit zur Einhaltung dieses Standards verpflichten, forderte die Sprecherin des Bündnisses, Sarah Fontanarosa: „Nach wie vor bewegen wir uns auf einem skandalös hohen Niveau, und es ist sehr bedauerlich, dass 2021 sogar noch mehr unter 18-Jährige eingestellt wurden als im Vorjahr.“
Seit Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011 können auch 17-Jährige in die Freiwilligenarmee eintreten. Im Jahr 2020 waren laut Jahresbericht der Wehrbeauftragten sieben Prozent oder 1.148 der neu in die Bundeswehr eingetretenen Soldatinnen und Soldaten minderjährig. Dies war ein Rückgang gegenüber 2019. Nach Angaben des Bündnisses „Unter 18 nie! Keine Minderjährigen bei der Bundeswehr“ lag die Zahl 2021 aber wieder höher, nämlich bei 1.239.