Frankfurt a.M., San Salvador (epd). Eine wegen Abtreibung zu 30 Jahren Gefängnis verurteilte Frau in El Salvador ist wieder frei. Nach mehr als zehn Jahren ungerechtfertigter Haft könne Elsy zu ihrer Familie zurückkehren, erklärte die Menschenrechtsorganisation „Bürgervereinigung für die Entkriminalisierung der Abtreibung“ am Mittwoch (Ortszeit) in San Salvador. Es sei ein langer Kampf gewesen. Die Frau hatte nach Darstellung der Organisation ein Kind wegen einer Komplikation in der Schwangerschaft verloren und war wegen Mordes in einem besonders schweren Fall verurteilt worden. In El Salvador ist Abtreibung ausnahmslos verboten. Immer wieder werden Frauen, die eine Fehlgeburt erleiden, wegen Abtreibung oder gar Mordes verurteilt.
„Es sind immer noch Frauen wegen Komplikationen bei der Schwangerschaft in Haft, wir werden weiter Kämpfen“, erklärte die Präsidentin der Organisation, Morena Herrera. Die von den Aktivistinnen als Elsy bezeichnete Frau ist demnach die fünfte wegen einer Fehlgeburt Verurteilte, die seit Dezember vergangenen Jahres aus der Haft entlassen wurde. In den vergangenen 20 Jahren sind in El Salvador Herrera zufolge etwa 181 Frauen nach Fehlgeburten juristisch verfolgt worden.
Elsy habe im Juni 2011 als Hausangestellte gearbeitet, als sie eine Fehlgeburt erlitt. Der Prozess sei voller Unregelmäßigkeiten gewesen und ohne ihre Rechte als Angeklagte zu wahren, erklärte die „Agrupación Ciudadana Por la Despenalización del Aborto“. Man habe die Unschuldsvermutung nicht gelten lassen, sie sofort festgenommen und ihr die Wahl eines eigenen Anwalts verweigert. Zudem sei sie in Haft von ihrem kleinen Sohn getrennt worden.