Stiftung: Probleme bei der Integration löst man nicht über Nacht

Stiftung: Probleme bei der Integration löst man nicht über Nacht

Berlin (epd). Schnellere Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen, Reformen im Einbürgerungsrecht, mehr Aufstiege durch bessere Bildung: Nach Ansicht der Deutschlandstiftung Integration muss die neue Bundesregierung noch viel tun, um die Eingliederung von Migranten voranzubringen. „Doch Deutschland steht im internationalen Vergleich gar nicht so schlecht da“, sagte Geschäftsführer Mikolaj Ciechanowicz dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er gebe für das bereits Erreichte als Schulnote eine sehr gute 3 plus - „mit Tendenz nach oben“.

Mit Blick auf den genau vor zehn Jahren beschlossenen Nationalen Aktionsplan Integration sagte der Experte, diese Beschlüsse seien „ein wichtiges Instrument zur Erreichung der festgelegten Ziele gewesen, das die Beteiligten von allen staatlichen Ebenen und vor allem aus der Zivilgesellschaft zusammengebracht hat“. Große gesellschaftliche Herausforderungen könnten nur selten politisch über Nacht gelöst werden. Auf die Frage, ob Integration hierzulande nur eine „politische Schnecke“ sei, sagte er: „Ich finde es unfair und zu einfach, dem Bereich einen solchen Stempel aufzudrücken.“ Gute Integration brauche vor allem Zeit.

„Der Deutschlandstiftung ist besonders wichtig, dass in der Bewertung nicht nur über neu Zugewanderte gesprochen wird, sondern auch die Situation der Menschen in zweiter oder dritter Generation betrachtet wird.“ Hier rückten Themen wie Aufstiegsmöglichkeiten, politische Partizipation oder Repräsentanz in den Strukturen des öffentlichen Dienstes ins Blickfeld - „und da sehen wir noch sehr viel Entwicklungspotenzial“.

Die Hürden für die Anerkennung eines ausländischen Berufsabschlusses seien noch zu hoch, sagte Ciechanowicz. Hier sei das Beratungsangebot zu verbessern. Oft werde nur in deutscher oder englischer Sprache beraten, und das stelle besonders Personen, die erst vor kurzem nach Deutschland gekommen seien, vor große Herausforderungen.

Schließlich warb der Experte für Reformen im Einbürgerungsrecht. Die doppelte Staatsbürgerschaft nicht aufgeben zu müssen, sei „eine integrationsfördernde Regelung“, sagte er.