Augsburg (epd). Trotz der größtenteils nicht so schweren Krankheitsverläufe bei Omikron-Infektionen warnt der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner vor schnellen Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen. Man könne zwar über Lockerungen nachdenken, „aber realisieren sollte man sie jetzt noch nicht“, sagte der Chefarzt der München Klinik Schwabing der „Augsburger Allgemeinen“ (Samstag). Immerhin erkrankten statistisch gesehen trotzdem 0,5 Prozent der Neuinfizierten schwer. Das seien dann angesichts der hohen Fallzahlen „doch jeden Tag über 1.000 Betroffene“.
Er sehe täglich Covid-19-Patienten bei sich in der Klinik: „Das ist Leid, die Leute haben Todesangst“, erläuterte er. Die Kliniken stünden weiter vor erheblichen Herausforderungen. „Und die Auslastung der Intensivbetten ist auch nicht die ganze Wahrheit. Denn bei Omikron sind stattdessen im hohen Maße eben die Normalstationen gefordert.“
Auch dort gebe es begrenzte Kapazitäten: „Für mich als Kliniker ist es egal, ob jemand mit oder wegen Corona in einem Krankenhaus liegt.“ Covid sei auch ein großer Risikofaktor für alle, „die aus anderen Gründen stationär versorgt werden“.
Derzeit steigt die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland weiter, die die Zahl der neuen Infektionen binnen einer Woche pro 100.000 Einwohner angibt. Am Samstagmorgen gab das Robert Koch-Institut (RKI) diese mit 1.388 an, am Tag zuvor hatte die Sieben-Tage-Inzidenz bundesweit 1.349,5 betragen. Den Angaben der Gesundheitsämter zufolge infizierten sich binnen 24 Stunden 217.815 Menschen neu mit dem Coronavirus. 172 weitere Menschen starben laut RKI im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöhte sich die Zahl der Corona-Toten in Deutschland seit Pandemiebeginn vor zwei Jahren auf 118.676