Saarbrücken (epd). Die frühere Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, appelliert an die deutsche Politik, den um sich greifenden antisemitischen Tendenzen durch Rechtsextremismus und Islamismus noch entschiedener als bisher entgegenzutreten. „Der Judenhass ist schneller gewachsen als das jüdische Leben“, sagte sie am Donnerstag in Saarbrücken bei einer Veranstaltung des saarländischen Landtags zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.
Rechtsextreme säßen wieder in deutschen Parlamenten und griffen die freiheitliche Demokratie aus ihren Herzkammern heraus an. Eine „kleine, gewaltbereite Minderheit“ wüte auf den Straßen. „Wir fragen uns, wie das demokratische Gewebe der Gesellschaft, das über Jahrzehnte fest geknüpft war, derart schnell ausfransen und reißen konnte“, sagte die 89-Jährige.
Ausgerechnet Deutschland dürfe es nicht zulassen, dass Juden in Angst leben müssten. Angst vor „Islamisten, deren Verblendung zu tätlichen Angriffen führt, vor Neonazis, Reichsbürgern und 'Querdenkern', die den Wahnsinn aus den Fiebersümpfen des Internets aufsaugen und mit Wut und Gewalt in die Wirklichkeit tragen - angestachelt auch von politischen Gruppierungen wie der AfD, die sie in ihrem Extremismus noch bestärken“, sagte sie.
Der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Januar wurde im Jahr 2005 von den Vereinten Nationen zum Gedenken an den Holocaust und die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau eingeführt.