Berlin (epd). Einen Tag vor der ersten Bundestagsdebatte über die Einführung einer Corona-Impfpflicht hat sich die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Claudia Moll (SPD), für eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen. Sie sei lange Zeit einer solchen Pflicht gegenüber sehr skeptisch gewesen, sagte Moll dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag in Berlin. Als Pflegebevollmächtigte spüre sie Druck von beiden Seiten, von den Befürwortern einer Impfpflicht und von den Gegnern. Aber angesichts der aktuell hohen und weiter steigenden Infektionszahlen sehe sie in einer Impfpflicht einen Weg, aus der Pandemie herauszukommen.
Moll sagte, sie werde sich im Bundestag den Impfpflicht-Befürwortern anschließen „und für die Impfpflicht werben“. Es komme jetzt darauf an, dass alle Menschen Verantwortung übernehmen für Schwächere, erklärte die 53-Jährige, die selbst 30 Jahre in der Altenpflege und Betreuung alter Menschen mit einer Behinderung gearbeitet hat: „Bei den hohen Infektionszahlen sollten wir nicht an uns selbst denken, sondern an die Menschen, die krank sind, die schwer gefährdet oder alt sind und an die, die sich nicht impfen lassen können.“ Das sei auch ihre persönliche Richtschnur für eine Impfung: „Ich würde es mir niemals verzeihen, wenn durch meine Schuld jemand Long-Covid bekäme oder gar sterben würde“, sagte Moll.
Sie sei froh, dass im Bundestag zunächst eine Orientierungsdebatte geführt werde und sich jeder Abgeordnete ohne Fraktionszwang frei entscheiden könne, welchem Antrag er oder sie sich anschließen wolle, sagte Moll weiter. Zur Impfpflicht für das Personal im Gesundheitswesen und in der Pflege, die ab dem 15. März gilt, sagte Moll, es sollten im Einzelfall Lösungen gefunden werden für Pflegekräfte, die sich erst Ende Februar mit dem neuen Impfstoff von Novavax impfen lassen wollten und die Immunisierung bis zum 15. März nicht abschließen könnten.
Das Bundesgesundheitsministerium hatte erklärt, an dem Termin werde festgehalten, die Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht erfolge aber in den Bundesländern. Entschieden werde jeweils im Einzelfall, wobei auch mögliche Personalengpässe zu berücksichtigen seien. Moll sagte, sie erwarte nicht, dass wegen der Impfpflicht massenhaft Pflegekräfte kündigen. Es sei aber möglich, dass es in einzelnen Bundesländern wie etwa Thüringen oder Sachsen zu Engpässen komme, weil es scheine, dass dort die Impfbereitschaft unter den Pflegekräften niedriger sei als etwa in Nordrhein-Westfalen.
Moll wurde im Wahlkreis Aachen II per Direktmandat in den Bundestag gewählt. Sie gehört dem Parlament seit 2017 an und ist am 12. Januar auf Vorschlag von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vom Bundeskabinett zur neuen Pflegebevollmächtigten ernannt worden.