Regierungsmitglieder in Burkina Faso von Militär festgenommen

Regierungsmitglieder in Burkina Faso von Militär festgenommen
Nach Berichten über die Festnahme des Präsidenten Kaboré äußert sich das Militär in Burkina Faso zunächst nicht. Derweil spricht die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas von einem Putschversuch.

Frankfurt a.M., Ouagadougou (epd). In Burkina Faso hat das Militär laut Medienberichten mehrere Mitglieder der Regierung festgenommen. Präsident Roch Marc Christian Kaboré werde in einer Kaserne in der Hauptstadt Ouagadougou festgehalten, berichtete der französische Auslandssender RFI am Montag unter Berufung auf einen Offizier. Auch der Premierminister Lassina Zerbo und der Präsident der Nationalversammlung, Alassane Bala Sakandé, sind laut dem lokalen Nachrichtenportal Actualite.bf in den Händen von Soldaten.

Eine offizielle Erklärung des Militärs gab es zunächst nicht. Doch zuletzt war in der Armee die Unzufriedenheit mit der Regierung des westafrikanischen Landes gewachsen.

Auch der Sitz des staatlichen Rundfunks Ouagadougou war laut RFI am Montag von bewaffneten und vermummten Soldaten umstellt. Demnach wollten sich die Militärs bis zum Abend mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit wenden. Die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas sprach von einem „Putschversuch“ und rief die Soldaten auf, in ihre Kasernen zurückzukehren. Auf dem offiziellen Twitter-Account Kaborés hieß es, der Präsident rufe zum Dialog und zur Niederlegung der Waffen auf: „Unsere Nation durchlebt schwierige Zeiten.“ Angaben zum Verbleib Kaborés waren dem Tweet nicht zu entnehmen.

Bereits am Sonntag hatte es in dem westafrikanischen Land in mehreren Kasernen Schusswechsel und Meutereien von Soldaten gegeben. Ein Regierungssprecher hatte Berichte über einen Putsch jedoch zurückgewiesen. Die Regierung verhängte daraufhin eine nächtliche Ausgangssperre. Die französische Botschaft in Burkina Faso sprach von einer „konfusen Situation“ und rief dazu auf, die Öffentlichkeit zu meiden. Die burkinische Menschenrechtskommission rief alle Akteure zur Achtung der Menschenrechte auf.

Der Westafrika-Experte Jesper Bjarnesen sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), noch sei nicht klar, ob es sich um einen Putsch handele. Zwar deute die Festnahme des Präsidenten darauf hin, aber man wisse nicht, welche Gruppen im Militär dahinterstehen. Viele Soldaten seien unzufrieden mit der Regierung, weil sie sich im Kampf gegen Dschihadisten im Stich gelassen und zu schlecht ausgerüstet fühlten, sagte der Anthropologe vom Nordic Africa Institute in Uppsala. Es gebe darüber eine „wachsende Frustration“.

Wie auch in den Nachbarländern Mali und Niger sind in Burkina Faso zahlreiche islamistische Milizen und kriminelle Banden aktiv, die immer wieder Angriffe auf staatliche Einrichtungen und gegen die Zivilbevölkerung verüben. Auch große Teile der Bevölkerung seien wegen der schlechten Sicherheitslage frustriert, sagte Bjarnesen. Gleichwohl gebe es Vorbehalte gegen das Militär und einen möglichen Putsch. In Mali hatte das Militär 2020 die Macht übernommen. Sie begründete dies damit, dass die Regierung die Interessen des Volks nicht vertreten habe.

Mitte Januar waren in Burkina Faso bereits mehrere Soldaten festgenommen worden, weil sie einen Putsch geplant haben sollen. In Ouagadougou gab es am Samstag Proteste wegen der schlechten Sicherheitslage, bei denen die Demonstrantinnen und Demonstranten die Entlassung von Präsident Kaboré forderten. Burkina Faso mit etwa 21 Millionen Einwohnern ist eines der ärmsten Länder der Welt und zählt zu den Sahel-Staaten.