Hannover (epd). Der Kabarettist Matthias Brodowy ist wütend wegen der zahlreichen nicht geahndeten Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche und fordert tiefgehende Reformen. Vor allem müssten Frauen in der Kirche in leitende Ämter rücken, sagte Brodowy der in Hannover erscheinenden „Neuen Presse“ (Montag): „Diese Art von Vertuschung ist eine Spezialität im Männerverein, wo jeder jeden kennt. Da ist es einfacher, Dinge unter den Tisch zu kehren.“
Die männlich geprägten Machtstrukturen und die gegenseitigen Abhängigkeiten in den Führungsetagen der katholischen Kirche führten zu einer Art Ehrenkodex und hätten „etwas Mafiöses“, kritisierte Brodowy, der selbst katholische Theologie studiert hat. „Statt zu sagen, man hat es mit einem Verbrecher zu tun, heißt es, es ist ein Mitbruder.“ Es gebe in der katholischen Kirche „zu viele dieser unseligen Doppelmoralisten, die der Kirche schaden und von sich selber glauben, sie seien göttlich“. Frauen würden diese Strukturen verändern, sagte Brodowy.
Dennoch will Brodowy in der katholischen Kirche bleiben und vorerst nicht austreten. Dies würde er als Flucht empfinden, sagte er: „Wenn wir jetzt alle scharenweise die Kirche verlassen, wer soll denn dann noch den Mund aufmachen?“ Er sehe sich in der Pflicht, gegen die Machtstrukturen in der Kirche anzukämpfen. Der vielfach ausgezeichnete Kabarettist aus Hannover ist unter anderem Mitherausgeber des Straßenmagazins „Asphalt“.
Ein Gutachten hatte in der vergangenen Woche zahlreiche Missbrauchsfälle im Erzbistum München und Freising offengelegt und den emeritierten Papst Benedikt XVI. (94) schwer belastet. Benedikt, mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger, sei in seiner Zeit als Erzbischof in München nicht ausreichend gegen Missbrauchstäter vorgegangen.