Washington (epd). Viele tausend Abtreibungsgegner sind am Freitag in der US-Hauptstadt Washington zum alljährlichen „Marsch für das Leben“ zusammengekommen. Die Abtreibungsgegner seien „hoffnungsvoll“, dass das Oberste Gericht die USA „bald viel näher hin zu der Kultur des Lebens“ bringen werde, sagte „March for Life“-Sprecherin Jeanne Mancini am Freitag.
Die Veranstaltung könnte die letzte Kundgebung dieser Art sein. Denn nach einer Anhörung im Dezember 2021 befasst sich das Oberste Gericht gegenwärtig mit dem Bestreben des Bundesstaates Mississippi, sein Abtreibungsverbot ab der 15. Schwangerschaftswoche trotz eines richtungsweisenden Urteils aus dem Jahr 1973 zuzulassen.
Der stark katholisch sowie evangelikal geprägte „March for Life“ mit zahlreichen jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wendet sich gegen das maßgebliche Abtreibungsurteil des Obersten US-Gerichts vom 22. Januar 1973. Schwangerschaftsabbruch sei durch das Recht auf die Privatsphäre gedeckt, befanden die Richter damals.
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hatte in seiner Amtszeit zwei konservative Richter und eine Richterin am Supreme Court ernannt, die bei dem Konflikt den Ausschlag geben könnten. Der Mississippi-Fall bietet nach Ansicht vieler Gegner die „beste Chance in einer Generation“, das Urteil von 1973 aufzuheben oder stark zu schwächen. Familienplanungsverbände erwarten, republikanisch regierte Bundesstaaten würden dann Schwangerschaftsabbruch erschweren oder verbieten.
Die römisch-katholischen Bischöfe der USA haben Gläubige am Jahrestag zu Gebetswachen aufgerufen. Seit 1973 seien in den USA mehr als 62 Millionen legale Abtreibungen durchgeführt worden. Beim Gottesdienst in Washington betonte Bischof Robert Brennan (Diözese Brooklyn), ohne das „Recht auf Leben“ seien alle anderen Rechte hinfällig. Wegen der Corona-Pandemie fand der „March for Life“ 2021 nur virtuell statt. Die Organisatoren der diesjährigen Kundgebung hatten zum Tragen von Masken aufgefordert. Das Urteil zu Mississippi wird in mehreren Monaten erwartet.