Dessau-Roßlau (epd). In Dessau-Roßlau (Sachsen-Anhalt) hat am Freitag eine Demonstration in Erinnerung an den vor 17 Jahren in einer Polizeizelle ums Leben gekommenen Oury Jalloh begonnen. Der Protestzug der Initiative in Gedenken an den aus Sierra Leone stammenden Asylbewerber, für den bundesweit mobilisiert wurde, soll die etwa 300 Teilnehmenden unter dem Motto „No justice, no peace - Wir fordern Aufklärung!“ durch die Stadt führen.
Die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort. Wie in den Vorjahren soll die Demonstration zum Polizeirevier Wolfgangstraße führen. Die Umstände von Jallohs Tod in dem Revier sind bis heute ungeklärt. Im November hatte der britische Brandsachverständige Iain Peck ein neues Gutachten vorgestellt. Darin kam er zu dem Ergebnis, dass der an Händen und Füßen gefesselte Jalloh von Polizisten angezündet worden sein müsse und zuvor „höchstwahrscheinlich“ mit einer brennbaren Flüssigkeit wie Benzin übergossen wurde.
Familie und Freunde des Toten wollen eine Wiederaufnahme des Verfahrens gegen die damals diensthabenden Polizisten erzwingen. Das Multikulturelle Zentrum Dessau forderte die Beamten laut „Mitteldeutscher Zeitung“ dazu auf, „eine Gewissensentscheidung für den Rechtsstaat und gegen den Korpsgeist zu treffen und eine Aussage zu machen“.
„Nie lagen so viele Fakten auf dem Tisch, die zeigen, dass sich Oury Jalloh nicht selbst angezündet haben kann, wie heute“, sagte die Linken-Landtagsabgeordnete Henriette Quade. Sie bezeichnete die fehlende politische Mehrheit für einen Untersuchungsausschuss im Landtag Sachsen-Anhalts als „Skandal in einer nicht enden wollenden Kette von Skandalen“.