Expertenrat: Kliniken müssen sich auf hohe Fallzahlen vorbereiten

Expertenrat: Kliniken müssen sich auf hohe Fallzahlen vorbereiten

Berlin (epd). Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung sieht durch die Verbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus auf das Gesundheitswesen weitere hohe Belastungen zukommen. In ihrer am Donnerstag in Berlin veröffentlichten zweiten Stellungnahme rufen die Experten vor allem die Krankenhäuser auf, sich darauf vorzubereiten. Ein hohes Patientenaufkommen kombiniert mit akutem Personalmangel könne andernfalls „innerhalb von kurzer Zeit die allgemeine medizinische Versorgung in Deutschland gefährden“, warnt der Expertenrat, der seine Stellungnahme einstimmig verabschiedet hat.

Als noch nicht kalkulierbare Gefahr sehen die Experten insbesondere, in welchem Ausmaß sich Menschen über 60 Jahre mit dem Omikron-Virus infizieren. In Deutschland seien in dieser Altersgruppe weniger Personen geimpft als in anderen Ländern wie etwa Großbritannien oder Spanien, aus denen erste Erkenntnisse über den zu erwartenden Verlauf der Ansteckungswelle stammen. Dies könne in Deutschland zu einer stärkeren Belastung der Intensivstationen führen, erklären die Experten.

Im Einzelnen raten sie den Kliniken, zusätzliche, abgetrennte Räume zur Versorgung infektiöser Patienten auf Normalstationen und in den Notaufnahmen zu schaffen. Es sei damit zu rechnen, dass in den Notaufnahmen zeitgleich eine hohe Zahl infektiöser und nicht infektiöser Patienten zu versorgen sei. Zur Aufrechterhaltung der Versorgung sei „eine ausgewogene Quarantäneregelung erforderlich“, die die Patienten nicht gefährde, erklärte das von der Bundesregierung eingesetzte Gremium.

Die Omikron-Variante des Virus werde zeitnah flächendeckend dominant werden und zu einem deutlichen Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz führen. Zwar gebe es Hinweise auf einen geringeren Anteil schwerer Krankheitsverläufe, doch führten in anderen Ländern die sehr hohen Fallzahlen „zu einem deutlichen Anstieg der Krankenhausaufnahmen“, warnt der Rat.

Bund und Länder wollen an diesem Freitag auf einer Ministerpräsidentenkonferenz über Regeln für die Omikron-Welle beraten. Es wird bereits über kürzere Quarantänezeiten, insbesondere für Berufstätige in der kritischen Infrastruktur - neben dem Gesundheitswesen etwa Polizei, Feuerwehr, Wasserversorgung - gesprochen sowie über härtere Kontaktbeschränkungen. Der Expertenrat verlangt letztere noch nicht. Darüber solle man kurzfristig entscheiden, wenn die Personalausfälle durch hohe Infektionszahlen zu hoch würden, heißt es in dem Papier.

Nach den Feiertagen rund um den Jahreswechsel sind die Infektionszahlen in Deutschland deutlich gestiegen. Am Donnerstag meldete das Robert Koch-Institut für die zurückliegenden 24 Stunden 64.340 Neuinfektionen, die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz stiegt bundesweit auf 285,9. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 443 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus, womit sich die Zahl der Corona-Toten in Deutschland auf 113.368 erhöhte.