Berlin (epd). Die Energie-Expertin Claudia Kemfert hat die Atom- und Erdgaspläne der EU scharf kritisiert. Diese Energieträger als nachhaltig einzustufen, sei „falsch und rückwärtsgewandt“, sagte die Ökonomin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) der „Passauer Neuen Presse“ (Mittwoch). Eine solche Entscheidung sei nicht vereinbar mit den Beschlüssen der Pariser Klimakonferenz von 2015, betonte sie. „Beide Technologien sind weder nachhaltig noch grün.“
Nach dem Willen der EU-Kommission sollen Investitionen in Atomkraft- und Erdgaskraftwerke unter bestimmten Bedingungen als klimafreundlich gelten. Eine entsprechende Einordnung oder Bewertung (Taxonomie) soll dazu beitragen, private Investitionen zu mobilisieren und Anlegern und Investoren Orientierung zu geben, welche Aktivitäten dabei helfen, in den nächsten 30 Jahren klimaneutral zu werden.
Kemfert erklärte, Gas sei keine Brückentechnologie. „Es ist eine Brücke ins Nichts. Genauso wenig wie Kohle oder Atomenergie jemals eine Brücke waren.“ Das Festhalten an der Vergangenheit führe dazu, dass der Umstieg hin zu einer Vollversorgung mit erneuerbaren Energien behindert werde.
„Wir könnten schon heute 80 Prozent der Energie mit erneuerbaren Energien herstellen, wenn wir die angeblichen Brücken-Technologien schneller beendet hätten“, hob die Wirtschaftswissenschaftlerin hervor. Um den Anstieg der Treibhausgase zu stoppen, sei „eine Verdreifachung des Ausbautempos erneuerbarer Energien“ nötig.