Cottbus (epd). Brandenburgs Aufarbeitungsbeauftragte Maria Nooke hat die Bezugnahme auf die DDR-Opposition von 1989 bei Versammlungen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen kritisiert. „Die heutige Situation in der Pandemie ist nicht mit der in der SED-Diktatur vergleichbar“, sagte Nooke der in Cottbus erscheinenden „Lausitzer Rundschau“ (Donnerstag): „Insofern finde ich die Vergleiche mit den Opfern einer Diktatur völlig unangemessen und verletzend für die Menschen, die in der DDR in die Mühlen des Systems geraten sind, politische Verfolgung erlitten haben und sich mit viel Mut in der DDR für Demokratie und gesellschaftliche Veränderungen einsetzten.“
Es gebe zwar kein „Copyright für bestimmte Protestformen“ wie brennende Kerzen, sagte Nooke, die in der DDR der kirchlichen Friedens- und Umweltbewegung angehörte: „Aber ich habe Zweifel, ob allen bewusst ist, dass sie ihren Protest heute so ausdrücken können, weil wir damals unter ganz anderen Bedingungen und mit erheblicher Gefährdung diese Rechte eingefordert und letztlich durchgesetzt haben.“
Die Umbrüche in der DDR seien 1989 zudem mit friedlichen Mitteln herbeigeführt worden, betonte Nooke: „Bei einem Teil der aktuellen Proteste wird dagegen offen zu Gewalt und sogar zum Umsturz aufgerufen.“ Dies sei „überhaupt nicht akzeptabel“. Alle, die heute gegen die Corona-Schutzmaßnahmen protestieren, müssten sich „darüber im Klaren sein, mit wem sie sich zusammenschließen, wofür sie eintreten und welche darüber hinausreichenden politischen Ziele bis hin zur Abschaffung der demokratischen Gesellschaft damit unterstützt werden“.