Pastor Robert Vetter aus Stuhr bei Bremen hat aus der Corona-Not eine Tugend gemacht: An Heiligabend startet der Pfarrer der evangelisch-lutherischen Gemeinde im zweiten Jahr in Folge seine "Trecker-Weihnacht". Weil das Gespann aus Trecker und Wagen, das 2020 an Heiligabend auf öffentlichen Plätzen Station machte, sich so großer Beliebtheit erfreute, folgt am Freitag die Neuauflage. "Wir hatten uns schon im Sommer dafür entschieden", sagt Vetter. So wird er erneut vom Wagen des Erntevereins Altstuhr herab die Geburt Jesu verkünden.
Auf einem Parkplatz, einer Schulwiese, einer Bauernwiese und an einem Spielplatz werden ihm vermutlich bis zu 700 Besucher lauschen. "Das sind mehr als wir sonst mit unseren drei Heiligabend-Gottesdiensten in der Kirche erreicht haben", erläutert der Pastor. Neben denen, die sich anmelden müssten, erreiche er auch etliche Menschen, die sich außerhalb der abgesperrten Bereiche dazugesellten.
Die Idee für die Trecker-Weihnacht sei ihm im vergangenen Jahr durch die damals geltenden Abstands- und Hygieneregeln gekommen, erzählt Vetter. "In unserer mittelalterlichen Kirche hätten wir an Heiligabend maximal 40 Personen unterbringen können. Hätten wir die Plätze verlosen sollen?" Das kam nicht in Frage. Also habe er sich gedacht: "Da müssen wir wohl einfach durch die Gegend fahren und draußen Gottesdienst feiern."
Der Ernteverein Altstuhr half mit Trecker und Wagen. Der Vorsitzende Matthias Röpe setzte sich ans Steuer des grasgrünen Traktors. Der angehängte Wagen, mit Holzhaus und kleiner Veranda ausgestattet, war eigentlich für den coronabedingt abgesagten Bremer Freimarkt-Umzug gedacht. Auch in diesem Jahr ist er wieder mit Tannengrün, rot-goldenen Schleifen und Lichterketten verziert.
Weihnachtsstimmung unter freiem Himmel
Auf die Weihnachtsstimmung in ihrer Pankratiuskirche müssen die Gläubigen auch unter freiem Himmel nicht ganz verzichten. Das Glockengeläut und der Gesang der beiden Chorleiter werden von einer eigens aufgenommenen CD abgespielt. Selbst den Altar hat Vetter dabei - als Foto auf einem vier Quadratmeter großen Messeaufsteller. Daneben stehen Krippenfiguren aus LED-Lichterketten.
Die Trecker-Weihnacht startet um 14.30 Uhr. Die Abläufe hat der Pastor minutiös geplant. "Ein Trecker ist schließlich kein D-Zug", sagt er. Kommen dürfe jeder - auch, wer nicht geimpft sei. Abstandsregeln und Maskenpflicht seien natürlich einzuhalten, zudem müssten sich Besucher registrieren, stellt Vetter klar. Er schließt mit einem Werbeblock: "In meiner Predigt geht es um 5G. Wer wissen will, was das ist, der muss zur Trecker-Weihnacht kommen."