München, Berlin (epd). Kurz vor dem fünften Jahrestag des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz hat der Berliner Opferbeauftragte Roland Weber den Umgang mit den Hinterbliebenen der 13 Todesopfer kritisiert. Als Beispiel nannte er den Gedenkgottesdienst einen Tag nach dem Anschlag vom 19. Dezember 2016: „Die Opfer hatte man gar nicht berücksichtigt. Es war eine reine Politveranstaltung“, sagte Weber dem Hörfunkprogramm Bayern2 am Samstag laut einer Mitteilung des Bayerischen Rundfunks (BR).
Erst in den Folgetagen hätten dann die Hinterbliebenen erfahren, ob ihre Lieben tatsächlich verstorben sind. „Man wusste noch gar nicht, wie viele Verletzte es sind. Man weiß das im Detail bis heute nicht.“ Von Anfang an habe „eine sehr unglückliche Kommunikation mit den Betroffenen stattgefunden“, sagte der Opferbeauftragte.
Roland Weber begrüßte, dass als Reaktion auf die Tat das Amt des „Beauftragten der Bundesregierung für die Anliegen von Opfern und Hinterbliebenen von terroristischen Straftaten im Inland“ geschaffen wurde und es nun zudem 14 Opferbeauftragte in den Bundesländern gebe.
Betroffene hätten schon immer Kritik am Umgang der Behörden mit ihnen geübt, sagte Weber. „Da werbe ich schon seit Jahren, dass die Mitarbeiter sensibel mit Betroffenen von so schwersten Taten umgehen.“
Bei dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016 hatte der Attentäter Anis Amri einen Sattelschlepper in die Besuchermenge gesteuert. Die Zahl der Todesopfer liegt inzwischen bei 13, mehr als 60 Menschen wurden verletzt. Das 13. Opfer verstarb im Oktober 2021 an den Folgen des Anschlags.
Anlässlich des Jahrestags wird am Sonntag eine Gedenkveranstaltung in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche unter anderem mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Berlins noch amtierenden Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) stattfinden. Auch der Opferbeauftragte Roland Weber wird dabei sein.