Berlin, Passau (epd). Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, hat kritisiert, dass in der Debatte um Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche oft die Interessen der Erwachsenen im Vordergrund stünden. Verantwortlich für die Debatte seien die „Erwachsenen, die zu stur waren, sich impfen zu lassen“, sagte Hilgers der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag). „Hätten wir eine deutlich höhere Impfquote bei den Erwachsenen, bei denen, die dafür infrage kommen, hätte man gar nicht so heftig über das forcierte Impfen von Kindern diskutieren müssen.“ Insofern hätten Erwachsene mit Ihrem Verhalten diese Debatte maßgeblich befördert.
Eine Impfpflicht für Kinder kann sich der Präsident des Kinderschutzbunds kaum vorstellen. „Eine Impfung sollte immer einvernehmlich von Eltern mit Kindern und Jugendlichen entschieden werden.“ Bezüglich der Kinderimpfung rät Hilgers, dass sich Eltern und Kinder in dieser Frage eingehend vom Kinderarzt beraten lassen sollten. Derzeit würde er davon abraten, Kinder und Jugendliche ohne eine solche sorgfältige Beratung, also in Massen-Aktionen an Schulen oder Kindertagesstätten, impfen zu lassen.
Wichtig ist für Hilgers, dass die Ständige Impfkommission eine allgemeine Empfehlung für ein Impfen von Kindern und Jugendlichen abgibt. Er halte jedoch „den politischen Druck auf die Stiko, der versteckt ausgeübt wird, für unangemessen“. Schließlich prüfe diese nicht nur die Eignung der Impfstoffe, sondern wäge auch die Risiken gegenüber einem Verzicht auf die Impfung ab. „Wenn man allgemein an Schulen und Kitas impfen will, was ich durchaus nicht ausschließen will, dann muss auf alle Fälle eine Empfehlung vorliegen“, sagte Hilgers.