Kriminologe Pfeiffer: Impfgegner nicht in Arme der Rechten treiben

Kriminologe Pfeiffer: Impfgegner nicht in Arme der Rechten treiben
10.12.2021
epd
epd-Gespräch: Martina Schwager

Hannover (epd). Der Kriminologe Christian Pfeiffer hat von der neuen Bundesregierung eine massive Aufklärungskampagne gegen Falschinformationen zur Corona-Impfung gefordert. Rechtsextreme und Parteien wie die AfD nutzten derzeit die Unsicherheiten und Sorgen mancher Menschen aus, sagte Pfeiffer dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Sie unterwanderten und initiierten Protestaktionen, beriefen sich auf Falschinformationen und verbreiteten diese massenhaft unter anderem über die sozialen Netzwerke. „Wir brauchen eine offene und freundliche Strategie des Werbens und eine Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Argument der Impfgegner. Sonst treiben wir sie in die offenen Arme der Rechten“, sagte Pfeiffer.

Der ehemalige Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen warnte davor, alle Impfgegner von vornherein als rechtsextrem abzustempeln. Auch „intelligente und respektable Menschen“ würden Opfer von Halbwahrheiten und glaubhaft verpackten Falschinformationen. „Die Rechten stellen sich als diejenigen dar, die als einzige die Nöte der Impfgegner ernst nehmen und sachlich zutreffend über Impfrisiken aufklären“, sagte der Kriminologe

Dadurch gerate eine große Gruppe von Menschen in die Nähe der AfD, sagte Pfeiffer: „Meine größte Sorge ist, dass die Rechten Zulauf finden.“ Er selbst habe bei Diskussionen mit Impfgegnern und -skeptikern begriffen, dass es ohne entsprechende fachliche Kompetenz nicht so einfach sei, deren Argumente zu entkräften. Eine Aufklärungskampagne müsse der möglichen Einführung einer Impfpflicht vorausgehen.

Darüber hinaus warb der Kriminologe um Verständnis für die Polizei in Sachsen, die wiederholt nicht genehmigte und zum Teil gewalttätige Corona-Proteste toleriert hatte. Die Beamten stünden dort angesichts der großen Zahl von Protesten „mächtig unter Druck“. Sie benötigen möglicherweise personelle Unterstützung aus weniger belasteten Bundesländern. Der Staat dürfe nicht den Eindruck aufkommen lassen, er lasse die überwiegend von Rechten aufgewiegelten Protestler gewähren.