Frankfurt a.M., Naypyidaw (epd). Nur wenige Stunden nach dem Urteilsspruch hat Myanmars Militärregime das Strafmaß für die gestürzte De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi von vier Jahren auf zwei Jahre verringert. Das habe Juntachef Min Aung Hlaing angeordnet, berichtete das Staatsfernsehen Myawady TV am Montagabend (Ortszeit). Demnach wurde auch die Strafe für den ebenfalls entmachteten Präsidenten Win Myint auf zwei Jahre verringert. Die beiden Verurteilten würden unter Hausarrest gestellt und müssten nicht ins Gefängnis.
Zuvor hatte ein Gericht am Montag die 76-jährige Suu Kyi und den 69-jährigen Win Myint wegen Anstiftung zum Aufruhr sowie Verstößen gegen Corona-Auflagen zu jeweils vier Jahren Haft verurteilt. In weiteren Verfahren muss sich Suu Kyi wegen illegalen Besitzes von Funkgeräten, Korruption und Verrats von Staatsgeheimnissen verantworten. Des weiteren wirft ihr das Militärregime Wahlfälschung vor. Wird sie aufgrund dieser Anschuldigungen für schuldig befunden, drohen ihr Jahrzehnte in Haft.
Zusammen mit Win Myint war Suu Kyi wenige Stunden nach dem Putsch vom 1. Februar verhaftet worden. Das Militär hatte den Umsturz mit Wahlbetrug begründet, ohne Beweise vorzulegen. Suu Kyis Partei „Nationale Liga für Demokratie“ (NLD) hatte die Abstimmung vom November 2020 klar gewonnen, die Partei der Militärs war unterlegen.