Schwerte (epd). Der Sonderbeauftragte der Bundesregierung für Afghanistan, Jasper Wieck, hält eine Rückkehr des deutschen Botschaftspersonals in Kabul Anfang 2022 für denkbar. Das bedeute aber keine diplomatische Anerkennung des Taliban-Regimes, betonte Wieck am Samstag auf der 35. Afghanistan-Tagung der Evangelischen Akademie Villigst in Schwerte. Zuvor müssten jedoch noch Sicherheitsprobleme gelöst werden.
Wieck erklärte weiter, der Rückzug der Bundeswehr im Sommer bedeute nicht, dass Deutschland die Hilfe für Afghanistan eingestellt habe. Seit dem 15. August seien 3.000 Afghaninnen und Afghanen außer Landes gebracht worden. Darüber hinaus stelle Deutschland bis zum Ende des Jahres zusätzliche 600 Millionen Euro für humanitäre Hilfe zur Verfügung.
Nach Ansicht des ehemaligen EKD-Friedensbeauftragten Renke Brahms sollten Asylfragen im Mittelpunkt des kirchlichen Engagements zu Afghanistan stehen. Eine der wichtigsten Forderungen sei der ungehinderte Zugang zu Asylverfahren. Der Theologe begrüßte die von der künftigen Ampel-Regierung im Koalitionsvertrag vereinbarte Einsetzung eines Untersuchungsausschusses und einer Enquetekommission zur Evaluierung des Afghanistan-Einsatzes.