Hamburg, Kiel (epd). Urkunden oder andere historische Belege für den Heiligen Nikolaus gibt es nicht. Doch der Theologe Andreas Müller, Professor für Kirchengeschichte an der Kieler Universität, geht davon aus, dass der Bischof von Myra Ursprungsfigur des sympathischen Gabenbringers am 6. Dezember ist. Doch sein Urteil ist vorsichtig. „Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es die Person gegeben hat“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Müller spricht am Nikolaustag im Hamburger Michel zum Thema „Nikolaus, der Patron der Händler und Seefahrer“ über Leben und Wirkung des Bischofs von Myra.
Genau genommen wisse man fast gar nichts über den Bischof von Myra, gibt Müller zu bedenken. „Was man weiß, stammt aus Erzählungen.“ Die ersten Quellen stammten aus dem 6. Jahrhundert. Sie ranken sich um den Bischof Nikolaus von Myra, der im 4. Jahrhundert lebte, als das Christentum gerade anerkannt wurde. Geboren wurde er im Jahre 270 in der heutigen Türkei, gestorben ist er um das Jahr 340.
„Nikolaus hat zwar keine Stiefel gefüllt, aber er hat Geschenke gemacht“, sagte Müller. Es gebe dazu eine Legende, nach der drei Jungfrauen nicht heiraten konnten, weil ihnen die Mitgift fehlte. Deshalb habe Nikolaus drei Nächte in Folge ein Säckchen mit Gold durchs Fenster geworfen. „In der dritten Nacht hat der Vater aufgepasst und den Bischof von Myra als den Wohltäter erkannt.“ Davon habe sich wohl der Brauch abgeleitet, dass nachts der Nikolaus kommt und einen beschenkt.
Der Legende nach sei er schon von Geburt an ein frommes Kind gewesen, das Asket werden wollte, so Müller. „Deshalb hat er schon als Baby mittwochs und freitags gefastet und an diesen Tagen keine Muttermilch angenommen.“ Nikolaus von Myra sei Mönch gewesen und später Abt und dann Nachfolger seines Onkels als Bischof von Myra. Angeblich soll er das Amt gar nicht gewollt haben. „Aber der Kathedralrat hatte verfügt, dass der erste, der morgens in die Kirche kommt, Bischof wird - und das war Nikolaus.“
Dass Nikolaus auch als Patron der Händler und Seefahrer gilt, geht nach den Worten Müllers auf eine der vielen Legenden der Sturmstillungen zurück. Als Seeleute vor Myra in Seenot gerieten, soll ein unbekannter Mann gekommen sein, um sie zu beruhigen. „Als das Schiff in den Hafen einlief, erkannten die Männer am Ufer den Bischof von Myra als ihren Retter.“ Es habe ähnliche Sturmstillungen auch bei anderen Heiligen gegeben, aber da seien die Retter immer erst nach ihrem Tod erschienen. „Das Wiedererkennen von Nikolaus ist ein neues Element und könnte auf einen wahren Kern hinweisen.“