Bonn, Posen (epd). Die Vorsitzenden der Polnischen und der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki und Bischof Georg Bätzing, haben mit Blick auf den Konflikt an der Grenze zwischen Polen und Belarus den Umgang der belarussischen Regierung mit den Flüchtlingen kritisiert. Diese seien durch das Regime von Präsident Alexander Lukaschenko gezielt ins Grenzgebiet gebracht worden, hieß es am Dienstag nach einem mehrstündigen Treffen zwischen Gadecki und Bätzing im polnischen Poznan (Posen). So solle Polen, aber auch die Europäische Union und ihre Außengrenze destabilisiert werden.
Von einem „Missbrauch geflüchteter Menschen“ sprach der Limburger Bischof Bätzing. Dieser müsse international verurteilt werden. Die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen waren sich nach Angaben der katholischen Deutschen Bischofskonferenz zudem einig, dass das Leid der Schutzsuchenden von keiner Seite ausgebeutet werden dürfe: „Die Flüchtlinge sind keine Täter, sie sind Opfer skrupelloser Machenschaften und Ränkespiele. Deshalb verdienen sie respektvolle Behandlung und Unterstützung.“
Bätzing dankte der Kirche in Polen für den Einsatz der grenznahen Kirchengemeinden und der Caritas bei der Versorgung der Geflüchteten. Laut Deutscher Bischofskonferenz unterstrich er im Gespräch mit den polnischen Bischöfen auch, dass die von der polnischen Regierung angeordneten „Pushbacks“ von Flüchtlingen nicht mit europäischen Werten und Normen in Übereinstimmung stünden. Zur Lösung der Krise bedürfe es letztlich auch der Bereitschaft zur Aufnahme von Geflüchteten durch europäische Länder, ohne dass man sich einer Erpressung durch Belarus beugen dürfe.
Zum Thema sexualisierte Gewalt in der Kirche erklärten Erzbischof Gadecki und Bischof Bätzing: „Nur durch schonungslose Aufklärung und Reformen des kirchlichen Lebens werden wir den Betroffenen gerecht und können so, wie wir hoffen, auch verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. In dieser Einschätzung sind wir uns einig.“ Bätzing betonte gegenüber seinen polnischen Gesprächspartnern, der Synodale Weg sei kein deutscher Sonderweg. Die Kirche in Deutschland sei Teil der Weltkirche.