Berlin (epd). Corona hat nach Einschätzung von Gesundheitsexperten und UN-Vertretern weltweit zu Einschränkungen bei der HIV-Prävention geführt. Infolgedessen könnten in Zukunft wieder mehr Menschen an HIV/Aids sterben, sagte die Direktorin von Unaids, Winnie Byanyima am Freitag bei einer virtuellen Pressekonferenz der Deutschen Aidshilfe. So seien in vielen Ländern Gesundheitssysteme aufgrund der Pandemie überlastet und Labore hätten sich auf den Nachweis einer Corona-Infektion spezialisiert und somit weniger HIV-Infektionen diagnostiziert.
Der Direktor des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, Peter Sands, warnte ebenfalls vor Rückschlägen beim Kampf gegen HIV/Aids. In vielen der mehr als 120 Projektländer des Gesundheitsfonds hätten Lockdowns die Beratung infizierter Menschen verhindert. Zudem hätten weniger HIV-positive Schwangere als in den Vorjahren ihre antivirale Therapie erhalten, um eine Ansteckung ihrer Kinder zu verhindern. Gleichwohl seien im Jahr 2020 trotz Corona insgesamt mehr Menschen behandelt worden als im Jahr zuvor, sagte Sands.
Der Gesundheitsexperte mahnte an, dass aufgrund der Corona-Pandemie keine Abstriche beim Kampf gegen HIV/Aids gemacht werden dürften. Zugleich könnten Regierungen bei ihren Corona-Maßnahmen aus den Erfahrungen mit der HIV-Pandemie lernen. So sei es wichtig, dass bei Beschlüssen zum Gesundheitsschutz die betroffenen Gemeinschaften einbezogen würden. Unaids-Direktorin Byanyima forderte die Bundesregierung auf, sich für die Aufhebung der Patente auf Corona-Impfstoffe einzusetzen. In Ländern, in denen vergleichsweise viele HIV-positive Menschen leben, sei die Impfrate sehr niedrig.