Berlin (epd). Die Crew der „Sea-Watch 4“ warnt vor einer Verschlechterung der Lage für die mehr als 400 im Mittelmeer geretteten Flüchtlinge an Bord. Das schlechte Wetter „hat das Schiff und unsere 461 von Unterkühlung bedrohten Gäste schwer getroffen“, teilte die Betreiberorganisation Sea-Watch am Freitagmorgen auf Twitter mit. In der Nacht zu Freitag sei deshalb der Notstand ausgerufen worden. Vier Gerettete sind demnach in ärztlicher Behandlung an Bord des Schiffes, nachdem sie wegen der Kälte das Bewusstsein verloren hatten.
Der Notstand sei ausgerufen worden, weil der Kapitän des Schiffes nicht weiter für die Sicherheit der Geretteten garantieren könne, sagte Sea-Watch-Sprecherin Mattea Weihe dem Evangelischen Pressedienst (epd). In der Vergangenheit habe die Seenotrettungsorganisation „nur wenige Male“ den Notstand ausrufen müssen. Sturm und starker Regen hätten dafür gesorgt, dass das Deck der „Sea-Watch 4“ großflächig überspült worden sei. Dadurch habe sich die Situation an Bord „drastisch verschlechtert“.
Das Schiff sei mittlerweile näher an Land gefahren, um die Menschen an Bord besser vor dem Unwetter zu schützen. Der Gesundheitszustand der an Bord behandelten Menschen habe sich stabilisiert. „Wir rechnen damit, dass das Schiff in den nächsten Stunden in einen Hafen einlaufen kann“, sagte Weihe. Die Crew der „Sea-Watch 4“ hatte die Menschen seit vergangenem Donnerstag bei sieben Einsätzen gerettet. Mehrere Flüchtlinge und Migranten mussten bereits wegen gesundheitlicher Probleme von der italienischen Küstenwache evakuiert werden.
Das Mittelmeer zählt zu den tödlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bislang mindestens 1.645 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst.