Köln (epd). Menschen mit Behinderungen haben laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft nicht so stark von der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt profitiert wie Personen ohne Beeinträchtigung. Zwischen 2014 und 2018 stieg der Anteil der Erwerbstätigen mit Handicap am ersten Arbeitsmarkt von 51,4 Prozent auf 51,7 Prozent, erklärte das Kölner Institut am Mittwoch mit Verweis auf eine eigene Analyse. Bei den Erwerbstätigen insgesamt sei der Anteil hingegen deutlich stärker gestiegen: von 70,7 Prozent auf 72,8 Prozent. Zudem arbeiteten Menschen mit Beeinträchtigung häufiger in Teilzeit. Als Beeinträchtigungen gelten amtliche anerkannte Behinderungen, länger andauernde Krankheiten oder Unfallverletzungen.
Vor allem nicht erwerbstätige Menschen mit einem Behinderungsgrad von bis zu 40 können sich der Analyse zufolge allerdings eine Beschäftigung vorstellen. Das treffe auf rund die Hälfte zu. Bei Menschen mit einer Schwerbehinderung sei es rund ein Viertel.
Das Institut folgert daraus, dass nicht erwerbstätige Menschen mit Behinderungen gezielter von Arbeitgebern angesprochen und Stellenangebote mit entsprechenden Hinweisen formuliert werden sollten. „Recruiting-Prozesse lassen sich auch stärker auf die Zielgruppe der Menschen mit Behinderungen ausrichten, indem Stellenanzeigen barrierefrei gestaltet und zielgruppengerecht formuliert werden“, hieß es.
Auch mit Blick auf den Fachkräftemangel sieht das Institut bei der Inklusion von Menschen mit Behinderung noch Potenzial. So seien etwa Arbeitslose mit Schwerbehinderung, also einem Grad der Behinderung von 50 bis 100, tendenziell besser qualifiziert als Arbeitslose ohne Schwerbehinderung. Die Analyse verweist dabei auf Daten der Bundesagentur für Arbeit. Demnach hatten im Jahr 2020 rund 56 Prozent der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung einen Berufs- oder Hochschulabschluss. Unter den anderen Arbeitslosen lag der Anteil mit 46 Prozent deutlich niedriger.