Genf, Rom (epd). Millionen Menschen in Afghanistan droht laut den UN eine „Hungerfalle“. Eine weitverbreitete Dürre, die schwere ökonomische Krise und der Zusammenbruch bäuerlicher Betriebe trieben immer mehr Menschen ins Elend, aus dem es kein Entrinnen gebe, warnte der Generaldirektor der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), Qu Dongyu, am Freitag in Rom. „Millionen Afghanen leben am Rande einer Katastrophe, die eintreten wird, wenn Tiere sterben oder Felder unbewirtschaftet bleiben.“
Derzeit seien mindestens 18,8 Millionen Menschen in Afghanistan nicht in der Lage sich selbst zu ernähren. Die Zahl der Hungernden könnte bis zum Ende des Jahres auf 22,8 Millionen wachsen. Der FAO-Chef warb für mehr Investitionen in die bäuerlichen Betriebe, um die Afghaninnen und Afghanen unabhängiger von ausländischer Hilfe zu machen. Die FAO stelle bereits Saatgut, Düngemittel und andere Güter für die Bauern bereit.
Die FAO brauche dringend 115 Millionen US-Dollar (102 Millionen Euro), um ihre Programme im kommenden Winter und Frühling zu finanzieren. Im Verlauf des Jahres 2022 benötige die FAO dann weitere 85 Millionen US-Dollar (75 Millionen Euro).
Im August hatten die radikal-islamistischen Taliban die Macht in Afghanistan wieder an sich gerissen. Während die ausländischen Truppen, darunter US-amerikanische und deutsche Einheiten, abzogen, blieben humanitäre Helfer der UN und anderer Organisationen vor Ort. Nach der Machtübernahme der Taliban wurden internationale Hilfsgelder eingefroren.