Berlin (epd). Die Debatte um den Schutz der vulnerablen Gruppen vor einer Corona-Infektion, besonders in Pflegeheimen, geht weiter. „Bewohnerinnen und Bewohner, Pflegekräfte und Besucherinnen und Besucher müssen regelmäßig getestet werden, auch die, die geimpft oder genesen sind“, sagte die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). „Und wo das nicht reicht, sollten wir über die Notwendigkeit eines Impfnachweises diskutieren.“
Die Bedeutung der Impfungen unterstrich auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg. Er forderte einen weiteren Ausbau der Impfstrategien. „Dazu gehören beispielsweise mobile Impfteams für Seniorenheime oder für Menschen, die zuhause gepflegt werden“, sagte er den Funke-Zeitungen.
Für eine tägliche Testpflicht für das gesamte Personal in der ambulanten und stationären Altenpflege sowie in den Kliniken sprach sich der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, aus. „Die Testpflicht muss für alle gelten, nicht nur für die Ungeimpften, sondern auch für Geimpfte und Genesene“, sagte er der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Samstag). Zudem brauche es ein gesetzliches Verbot für die Betreuung von Heimbewohnern und Patienten durch ungetestetes Personal.
Auch die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, drängte auf eine Ausweitung der Covid-Schnelltests für Geimpfte. „Je höher die Inzidenzen jetzt werden, desto notwendiger ist es, dass grundsätzlich neben den Ungeimpften auch Geimpfte getestet werden, bevor sie beispielsweise Zutritt zu Heimen und Kliniken erhalten“, sagte sie den Funke-Zeitungen (Samstag).
Der Humangenetiker Wolfram Henn vom Deutschen Ethikrat forderte wiederum eine Impfpflicht für das Pflegepersonal. „Es ist völlig inakzeptabel und unprofessionell, wenn Personen, die tagtäglich mit vulnerablen Gruppen arbeiten, nicht geimpft sind“, sagte er der „Rheinischen Post“ (Samstag). Eine Testpflicht könne eine Impfung nur ergänzen. Warnungen, dass ein Impfdruck dafür sorge, dass Pflegepersonal der Branche den Rücken kehren könnte, wies das Ethikrats-Mitglied zurück. In Frankreich und Italien sei trotz einer solchen Impfpflicht das Gesundheitswesen nicht zusammengebrochen.
Die Vorsitzende des Ärzteverbandes Marburger Bund, Susannne Johna, plädierte für eine berufsbezogene Impfpflicht in Deutschland. „Das heißt in Verantwortung für die Patientinnen und Patienten und Betreuten halten wir es für richtig, wenn sich Ärztinnen und Ärzte, Pflegepersonal, Therapeuten impfen lassen“, sagte sie dem Radiosender Bayern2 am Samstag. Auch der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), Martin Scherer, ist offen für eine Impfpflicht für Pflegekräfte. „Dabei spielt zum einen der Schutz der vulnerablen Personen eine Rolle und zum anderen der Selbstschutz der Fachkräfte“, sagte er der „Rheinischen Post“ (Samstag).
Derweil sprach sich der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, für die konsequente Einführung der 2G-Regel in Pflegeheimen und im Freizeitbereich aus. „Solange sich die Länder dazu aber nicht durchringen, ist eine tägliche Testpflicht für ungeimpfte Beschäftigte ein Muss“, sagte Dedy dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Samstag).
Die Gesundheitsminister und -ministerinnen der Länder hatten sich am Freitag unter anderem auf den Schutz in Pflegeheimen verständigt. Demnach soll es verpflichtende, aber kostenlose Tests von Personal und Besucherinnen und Besuchern in Heimen geben - auch von Geimpften und Genesenen. Die Länder sollen nach Infektionsgeschehen bestimmen, wann Geimpfte und Genesene getestet werden müssen. Eine Impfpflicht für Pflegepersonal lehnen die Ministerinnen und Minister ab.