Berlin (epd). Junge Männer werden bei Bewerbungen in typischen Frauenberufen einer neuen Studie zufolge häufig benachteiligt. Die Ergebnisse widersprechen verbreiteten Annahmen zur Diskriminierung bei der Jobsuche, wie das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) am Donnerstag mitteilte. Nicht immer seien es Frauen, die bei der Suche nach Arbeit das Nachsehen hätten.
In Deutschland, den Niederlanden, Spanien und dem Vereinigten Königreich führen Bewerbungen von Männern auf typische Frauenberufe demnach seltener zum Vorstellungsgespräch. Umgekehrt gelte das für Frauen, die sich auf typische Männerjobs bewerben, nicht.
Frauen verdienten im Schnitt weiterhin weniger als Männer und besetzen seltener Führungspositionen. Als wichtiger Grund für die Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt gelte ihre Diskriminierung bei Einstellungsverfahren.
Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit den Universitäten Oslo, Amsterdam und Carlos III in Madrid erstellt. Analysiert wurden die Antworten von Arbeitgebern auf rund 4.300 fiktive Bewerbungsschreiben in sechs Ländern. Bei männlichen Bewerbungen auf Stellen in typischen Frauenberufen sei die Wahrscheinlichkeit eine Rückmeldung zu erhalten, zwischen fünf und neun Prozent geringer gewesen als bei Frauen.
„In Deutschland mussten bei Stellenangeboten als Verkäufer männliche Bewerber fast doppelt so viele Bewerbungen schreiben, um zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden“, erklärte der Forscher Jonas Radl. In Norwegen und den USA hingegen sei im Durchschnitt keine Diskriminierung männlicher Bewerber festgestellt worden.