Frankfurt a.M. (epd). Die Corona-Pandemie hat auch in diesem Jahr die Verpflanzung von Organen nicht beeinträchtigt. „Die Belastungen auf den Intensivstationen haben in Deutschland, im Gegensatz zu anderen Ländern, nicht zu Einbrüchen bei der Organspende und Transplantation geführt“, erklärte der Medizinische Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Axel Rahmel, am Donnerstag in Frankfurt am Main. Die Zahl der Spenden und Transplantationen habe in den ersten neun Monaten des Jahres nur leicht abgenommen. Von Januar bis September hätten 696 hirntote Organspender (Vergleichszeitraum 2020: 707 Spender) 2.182 transplantierte Organe gespendet (2020: 2.301 Organe).
Die höchsten Spenderaten im Verhältnis zur Bevölkerungszahl habe es in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gegeben, die geringsten in Bayern und Baden-Württemberg, sagte Rahmel vor Beginn der DSO-Jahrestagung. Beim Organspendeausweis sei noch „Luft nach oben“, nur 38 Prozent der Spender hätten einen solchen Ausweis gehabt. Die angestrebte Steigerung der Organspenden sei ausgeblieben, bedauerte das DSO-Vorstandsmitglied. Die Rahmenbedingungen des 2019 verabschiedeten Gesetzes hätten aufgrund der außergewöhnlichen Belastungen der Krankenhäuser durch die Corona-Pandemie nicht im gewünschten Maß umgesetzt werden können.
So seien nach einer Umfrage nur 47 Prozent der Transplantationsbeauftragten der Krankenhäuser für diese Aufgabe freigestellt. Rahmel verwies auch darauf, dass 85 Prozent der Krankenhäuser einen Teil ihrer Intensivbetten gesperrt hätten, der Hauptgrund dafür sei der Personalmangel. Es gebe aber auch Fortschritte: So habe das Universitätsklinikum Dresden ein digitales Werkzeug entwickelt, um unter Patienten rasch und zielgenau potenzielle Organspender zu entdecken. Das Dresdener Klinikum habe im Vergleich der Krankenhäuser die höchste Zahl an Transplantationen vorgenommen.
Frank Ulrich Montgomery, Ehrenpräsident der Bundesärztekammer und Vorsitzender des DSO-Stiftungsrats, kritisierte, dass im Positionspapier für die Koalitionsverhandlungen der Ampel-Parteien im Bund die Organspende und -transplantation an keiner Stelle erwähnt sei.
Die Transplantationsbeauftragte im Berliner „Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum“, Kati Jordan, schilderte die besonderen Herausforderungen in der Pandemie: „Wir haben in wenigen Tagen Stationen umgebaut, Wände gezogen, Kabel gelegt, Dienstpläne umgeschrieben, in Plastik gehüllt gearbeitet und versucht, den Schweiß nicht abzuwischen.“ Letztlich hätten die Krankenhäuser in Deutschland in der Corona-Krise Glück gehabt: „Wir mussten niemanden abweisen, wir hatten genug Sauerstoff.“
Doch die Sterbenden hätten die Mitarbeiter emotional an ihre Grenzen gebracht. Jetzt sollten die Rahmenbedingungen für die Transplantationsbeauftragten verbessert werden, forderte Jordan. So sollten die gesetzlich vorgesehenen Freistellungen auch angewandt werden. In der Bevölkerung müsse Vertrauen in die Organtransplantation geweckt werden.