Washington, Rom (epd). Die Klimakrise, die Corona-Pandemie und der Einsatz für die Armen werden nach Angaben des Weißen Hauses an diesem Freitag Gesprächsthemen beim Treffen von Papst Franziskus mit US-Präsident Joe Biden sein. Bei diesen Anliegen gibt es offenbar Übereinstimmungen zwischen Washington und dem Vatikan. Der praktizierende Katholik Biden will nach der Privataudienz mit Franziskus am G20-Treffen in Rom und anschließend am 26. UN-Klimagipfel im schottischen Glasgow teilnehmen.
Die Gemeinsamkeiten auf globaler Ebene stehen im Kontrast zu den Spannungen zwischen Biden und römisch-katholischen US-Bischöfen mit Blick auf Abtreibung, Empfängnisverhütung, Ehe und Genderfragen. Die US-Bischofskonferenz berät Mitte November über ein Dokument zur Heiligen Kommunion. Anlass waren Fragen konservativer Katholiken, ob Politiker wie Biden, die bei der Abtreibung von der Kirchenlehre abweichen, das Sakrament empfangen dürfen. Bidens Demokratische Partei befürwortet eine Legalisierung.
Mitte September hatte Papst Franziskus gegenüber Reportern erklärt, er habe noch nie jemandem die Kommunion verweigert. Kommunion sei keine Belohnung für „perfekte“ Menschen, sondern ein Geschenk, zitierte ihn das Jesuitenmagazin „America“.
Biden ist nach John F. Kennedy (1961-1963) der zweite US-Präsident römisch-katholischen Glaubens. Der demokratische Politiker und frühere Vizepräsident Biden ist häufiger Kirchgänger. Unter ihm sollen sich die Beziehungen zwischen dem Weißen Haus und dem Vatikan verbessert haben. Franziskus hatte zuvor die Einwanderungsbeschränkungen von Bidens Amtsvorgänger Donald Trump scharf kritisiert.
Biden und Papst Franziskus sind schon mehrmals zusammengetroffen: 2013 im Vatikan, 2015 beim USA-Besuch des Papstes und 2016 bei einer Konferenz zur Krebsforschung. Bidens Sohn Beau war ein Jahr zuvor an einem Gehirntumor gestorben. Biden erklärte, Franziskus habe sich mit der Biden-Familie getroffen „und mehr Trost gespendet, als er wohl selber weiß“. Biden war auch viermal mit Franziskus' Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005) zusammengekommen.
Ende Juni hatte Franziskus US-Außenminister Antony Blinken und am 11. Oktober die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, empfangen. Der für Pelosis Wohnort San Francisco zuständige Erzbischof Salvatore Cordileone hatte in einem Hirtenbrief gefordert, Politikern die Kommunion zu verweigern, die Abtreibung befürworten. Laut Medienberichten soll das für Mitte November vorgesehene Eucharistie-Lehrschreiben der US-Bischöfe allerdings nicht auf bestimmte Personen eingehen.