Berlin (epd). Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) dringt auf mehr internationale Kooperation im Kampf gegen die Erderwärmung. „Für erfolgreichen globalen Klimaschutz ist es entscheidend, dass die G20-Staaten vergleichbar ambitionierte Klimaziele formulieren“, sagte der stellvertretende BDI-Hauptgeschäftsführer Holger Lösch dem Evangelischen Pressedienst (epd) vor dem G20-Gipfel am Wochenende in Rom und dem Weltklimagipfel in Glasgow (31.10-12.11). Es nutze nicht viel, wenn nur Deutschland und die Europäische Union sich ehrgeizige CO2-Reduktionsvogaben bis 2030 setzten, andere Wirtschafsmächte wie der größte Treibhausgasproduzent China aber nur Minderungsziele für 2050 oder 2060 in den Blick nehmen.
„Für eine Industrie wie die deutsche, die im globalen Wettbewerb steht, ist es eine einseitige Belastung, wenn sie zuhause scharfe Sektorziele zu erfüllen hat, die international so nicht gelten“, sagte Lösch. Zugleich betonte er: „Es geht nicht darum, dass wir Europäer mit unseren Klimaanstrengungen warten und nichts machen, bevor die anderen was machen.“ Wenn aber erneuerbaren Energien, neuen Antriebstechnologien und der Wasserstoffwirtschaft der Durchbruch gelingen solle, müssten in den wichtigsten Schwellen- und Industrieländern (G20) die Rahmenbedingungen ähnlich sein.
Um den Klimaschutz weltweit voranzubringen, sind nach Löschs Worten „gigantische Investitionen“ in nachhaltige Technologien nötig. Private Investitionen flössen aber nur, wenn sie rentabel seien, erklärte er. Der Schlüssel dazu sei ein weltweit koordinierter CO2-Preis, der zunächst in den G20-Staaten eingeführt werden sollte. Beim Glasgower Klimagipfel stünden gemeinsame Regeln zum Handel mit Emissionszertifikaten auf der Agenda. „Wir wünschen uns, dass die Verhandlungen zu diesem Punkt einen großen Schritt vorankommen“, erklärte Lösch. Vor allem die EU als Vorreiter müsse „mehr Überzeugungsarbeit leisten, damit möglichst viele Akteure die Vorteile eines CO2-Marktes nutzen“.
Der stellvertretende BDI-Hauptgeschäftsführer erwartet allerdings, dass das angespannte Verhältnis zwischen China und den USA die Klimagespräche in Schottland erschweren wird. „Ein solcher Gipfel findet nicht im luftleeren Raum statt, sondern im aktuellen geopolitischen Gesamtsystem“, sagte Lösch. Klimapolitik werde nicht vollkommen losgelöst von anderen politischen Feldern diskutiert. Im Fall der USA kämen innenpolitische Hürden hinzu, erläuterte der Industrievertreter. Dort könne die von den Demokraten geführte Regierung keinen CO2-Preis etablieren, weil die Mehrheitsverhältnisse im Senat dies nicht zuließen.