Hamburg (epd). Die Vierblättrige Einbeere (Paris quadrifolia) ist von der Loki Schmidt Stiftung zur Blume des Jahres 2022 gekürt worden. Sie sei eine sehr eigentümliche Pflanze, sagte Stiftungsgeschäftsführer Axel Jahn am Donnerstag bei der Bekanntgabe in Hamburg. Ihre Schönheit erschließe sich manchen erst auf den zweiten Blick. Zwar komme sie in Deutschland noch häufig vor, aber ihre Bestände gingen vielerorts zurück. In sechs Bundesländern stehe sie bereits auf der Roten Liste. Zugleich rief die Stiftung zum Schutz der Einbeere und ihres artenreichen Lebensraumes auf.
Die Einbeere bildet pro Pflanzentrieb nur eine einzige Beere, sodass ihre Ausbreitung mittels Samen begrenzt ist. Sie breitet sich vor allem unterirdisch über Erdsprosse (Rhizome) aus. Ähnlich wie Buschwindröschen und Leberblümchen braucht die Einbeere für ihre Ausbreitung viel Zeit, um neue Waldstandorte zu besiedeln.
Alte, naturnahe Wälder gehören nach Angaben der Stiftung zu den artenreichsten Lebensräumen: In den Höhlen und Löchern alter Bäume wohnen Specht, Eule und Käfer. In den Baumkronen brüten Rotmilan und Schwarzstorch. Die über Jahrhunderte aufgebauten Humusschichten sind Lebensgrundlage für viele Mikroorganismen, Insekten, Spinnen und Pilze.
Nur drei Prozent der Waldfläche seien wilde Wälder ohne forstwirtschaftlichen Nutzung, beklagte die Stiftung. Die heutigen Wälder würden überwiegend aus Kiefern und Fichten bestehen. Stickstoffeinträge aus Landwirtschaft, Verkehr und Industrie förderten in Wäldern stickstoffliebende Pflanzen wie Brombeeren, die andere verdrängen. Die schweren Forstmaschinen führten zu Bodenschäden. „Auch darunter leiden die Einbeeren und andere Wildblumen.“
Die Loki Schmidt Stiftung kauft und pflegt seit 40 Jahren deutschlandweit Naturflächen für bedrohte Pflanzen und Tiere. Die Aktion „Blume des Jahres“ wurde 1980 von der Biologin und Kanzlergattin Loki Schmidt initiiert, um für den Schutz von Wildpflanzen zu werben.