Georgsmarienhütte (epd). Eine Betroffene hat am Montag einen schweren sexuellen Missbrauch in der evangelischen Landeskirche Hannovers in den 1970er Jahren öffentlich gemacht. Der damalige Gemeindediakon in Ausbildung, Siegfried G., habe sie zunächst im Jugendkeller der Kirchengemeinde Oesede gegen ihren Willen geküsst und im Intimbereich berührt, sagte die unter dem Pseudonym Lisa Meyer auftretende Frau bei einer Pressekonferenz in Oesede, einem Stadtteil von Georgsmarienhütte bei Osnabrück. Bei einer Freizeit 1974 habe er sie dann schwer missbraucht: „Nach heutigem Straftatbestand ist das, was er gemacht hat, als Vergewaltigung anzusehen.“
Meyer hatte gemeinsam mit der hannoverschen Landeskirche zu der Pressekonferenz eingeladen, um einen Aufarbeitungsprozess zu starten. Ihr Statement wurde dabei in einem anonymisierten Video eingespielt, und sie war für Fragen zugeschaltet. Sie warf der Kirche schwere Versäumnisse im Umgang mit Missbrauch und den Betroffenen sowie eine „Salamitaktik“ in ihrem Fall vor. Das gelte bis heute, eine Aufarbeitung finde allein auf ihre Initiative hin statt.
Lisa Meyer wird in der Aufarbeitung von der Kirchengemeinde Oesede und dem Kirchenkreis Melle-Georgsmarienhütte unterstützt, die den Fall durch unabhängige Experten aufarbeiten lassen wollen. Für die Landeskirche räumte der Leiter der Rechtsabteilung im Landeskirchenamt, Rainer Mainusch, Fehler ein.