Berlin (epd). Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat vor Beginn der Artenschutzkonferenz im chinesischen Kunming deutlich mehr Anstrengung zum Erhalt der Biodiversität gefordert. „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Jeden Tag sterben 150 Arten aus“, sagte der Minister den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). In den kommenden Monaten müsse ein Durchbruch gelingen wie beim Pariser Klimaabkommen für den Klimaschutz. Die internationale Gemeinschaft müsse endlich an einem Strang ziehen. Von Gastgeber China erwarte er eine Führungsrolle.
Die Industrieländer müssten ihre Mittel zum Erhalt der Artenvielfalt in Entwicklungs- und Schwellenländer verdoppeln, forderte Müller. Dreiviertel der artenreichsten Gebiete seien in ärmeren Ländern, die sich Schutzgebiete kaum leisten können. „Doch dort entscheidet sich aber, ob wir den Kampf gegen Arten- und Waldverlust und damit auch gegen den Klimawandel gewinnen.“ Das liege in unserem eigenen Interesse, betonte der Minister. „Je mehr natürliche Lebensräume vernichtet werden, umso größer wird auch die Gefahr, dass weitere Viren vom Tier auf den Menschen überspringen und schwere Krankheiten auslösen.“ COVID-19, Ebola oder Aids müssten der Weltgemeinschaft Warnung sein, den Schutz der Artenvielfalt weltweit zur Chefsache zu machen.
Deutschland solle in der kommenden Legislaturperiode seinen Beitrag auf eine Milliarde jährlich erhöhen, forderte Müller. Und auch die Privatwirtschaft müsse sich beteiligen, denn sie sei mitverantwortlich für das weltweite Artensterben. Es brauche für den Waldschutz auch Mindeststandards für Lieferketten. „In Rotterdam oder Hamburg darf kein Schiff mehr anlegen, das Palmöl- und Sojaprodukte aus nicht zertifizierter Produktion zu uns bringt“, sagte er. „Naturzerstörung darf nicht länger profitabel sein.“
Der Auftakt der Weltbiodiversitätskonferenz findet am Montag im Internet statt. Der zweite Teil ist als Präsenzveranstaltung vom 25. April bis 8. Mai 2022 in Kunming geplant. Sie soll mit der Verabschiedung eines Artenschutzabkommens enden.