Hannover (epd). Der Marburger Bund befürchtet nach dem Ende der kostenlosen Corona-Tests einen Anstieg der Infektionszahlen. „Kostenpflichtige Corona-Tests führen dazu, dass sich künftig weniger Menschen mit Symptomen testen lassen werden“, sagte die Vorsitzende Susanne Johna dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Sonntag). „Das ist ein Einfallstor für eine weitere Übertragung des Virus.“
Corona-Tests sind ab Montag nicht mehr kostenfrei. Ausnahmen gelten unter anderem für alle Gruppen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen und dies nachweisen können oder für die noch kein Impfstoff zur Verfügung steht.
Erschwerend zur Abschaffung der kostenfreien Tests kommt Johna zufolge die Unklarheit über die Impfquote der Bevölkerung hinzu. Das Robert-Koch-Institut hatte am Donnerstag gemeldet, dass anhand von Umfragen zur Impfbereitschaft und Meldedaten doch von einer Impfquote von 80 Prozent doppelt geimpfter Erwachsenen ausgegangen werden könne und von bis zu 84 Prozent mindestens einmal Geimpften. Das wären fünf Prozentpunkte mehr als im Digitalen Impfquoten-Monitoring (DIM) erfasst.
In der Diskrepanz sieht Johna ein systematisches Problem: „Es fehlen aktuelle Feldstudien, aus denen wir hochrechnen können, wie hoch etwa die Infektionsrate in der Bevölkerung ist.“ Die wenigen klinischen Studien, die in Deutschland zu Covid-19 aufgelegt worden seien, hätten im Vergleich zu anderen Ländern nur wenige Patienten eingeschlossen. Forschungsdaten müssten frühzeitig und standardisiert auf gut zugänglichen Plattformen zur Verfügung gestellt werden. Verlässliche Zahlen zu Impfquoten seien wichtig, um über Lockerungen der Schutzmaßnahmen entscheiden zu können.