Genf (epd). Sechs Menschen sind den Vereinten Nationen zufolge in einem libyschen Flüchtlingslager getötet worden. Mindestens 24 weitere seien in dem Internierungszentrum in der Hauptstadt Tripolis verletzt worden, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Samstag in Genf mit. Bewaffnete Sicherheitskräfte hätten nach einem Aufruhr und einem Fluchtversuch am Freitag auf die Geflohenen geschossen.
Die IOM verurteile die sinnlosen Tötungen und den Einsatz scharfer Munition gegen Migrantinnen und Migranten, die gegen die miserablen Haftbedingungen protestierten. „Der Einsatz übermäßiger Härte und Gewalt, der oftmals mit dem Tod endet, ist in libyschen Internierungslagern häufig“, sagte der Missionschef der IOM in Libyen, Federico Soda. „Einige unserer Beschäftigten, die diesen Vorfall miterlebt haben, beschreiben verwundete Migranten, die in einer Blutlache auf dem Boden lagen.“ IOM rufe die libyschen Behörden auf, den Einsatz ungerechtfertigter Gewalt und willkürliche Festnahmen zu stoppen.
Vor den Schüssen durch das Wachpersonal waren demnach mehr als 3.400 Menschen, darunter 356 Frauen und 144 Kinder, in dem überfüllten Lager Mabani inhaftiert. Viele seien vergangene Woche während Razzien willkürlich festgenommen worden. Medizinisches Personal von IOM habe Routineuntersuchungen bei Migranten gemacht, als der Aufruhr ausgebrochen sei und mehrere Insassen versucht hätten zu fliehen. Man habe die Verwundeten in Gesundheitseinrichtungen gebracht. Mehr als 1.000 der Geflohenen hätten sich für eine freiwillige Rückkehr in ihre Heimatländer gemeldet und warteten seit Monaten, weil die Behörden humanitäre Flüge eingestellt hätten.